Stichtag

26. Oktober 2010 - Vor 50 Jahren: Gesetz für Rundfunkanstalten des Bundesrechts

Sonntag, 3. Mai 1953, 11.30 Uhr: Über Kurzwelle geht ein neues Signal in den Äther: "Es sucht der Bruder seine Brüder", heißt die Melodie und stammt aus Beethovens Oper "Fidelio". Wenig später folgt eine Ansage auf deutsch: "Hier ist die Deutsche Welle." Der Ausland-Rundfunk der jungen Bonner Republik geht erstmals auf Sendung. In seiner Ansprache sagt Bundespräsident Theodor Heuss: "Die Deutsche Welle wird es vermeiden, die tagespolitischen Kontroversen der Heimat in die Empfindungswelt der Auslanddeutschen zu tragen." Der Grund für so viel Zurückhaltung: Acht Jahre nach Kriegsende hat die BRD noch nicht ihre volle Souveränität. Die Alliierten besitzen die Funkhoheit. Deshalb darf die Deutsche Welle zunächst nur drei Stunden täglich senden.

Deutsche Welle wird selbstständig

Dass das Programm der Deutschen Welle vom NWDR und später vom WDR produziert wird, ist ebenfalls historisch bedingt. Nach Hitlers Missbrauch des Reichsrundfunks als Propaganda-Instrument sorgen die Alliierten dafür, dass in den drei westlichen Besatzungszonen eine dezentrale Radiolandschaft entsteht. Einen nationalen Sender soll es nicht geben. Deshalb ist der NWDR nicht vom Bund beauftragt, sondern von der ARD, der Arbeitsgemeinschaften der - damals sechs - Landesrundfunkanstalten.1960 ändert sich das: Am 26. Oktober bestätigt das Parlament in Bonn das sogenannte Gesetz über die Errichtung von Rundfunkanstalten des Bundesrechts (BRfG). Die Deutsche Welle wird in die Selbstständigkeit entlassen. Sie richtet sich nun an ein internationales Radiopublikum, nicht mehr vorrangig an Deutsche, die im Ausland leben.

Deutschlandfunk sendet in die DDR

Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) hat zuvor ein Jahrzehnt lang mit den Ländern über ihre Kulturhoheit beim Rundfunk gestritten. Anlass dafür sind kritische Berichte, wie Adenauer findet. Die Landesrundfunkanstalten, besonders in den SPD-regierten Ländern, schimpfen ihm zu viel auf die CDU. Adenauer möchte darum einen regierungstreuen Bundessender. Am Ende scheitert der erste Kanzler der Bundesrepublik auf ganzer Linie. Das verabschiedete Bundesrundfunkgesetz ist nur ein Torso der ursprünglich von Adenauers Regierung vorgeschlagenen Fassung. Zwar geht die Deutsche Welle in die Zuständigkeit des Bundes über, aber ein Regierungssender wird sie nicht.Am Neujahrstag 1962, vier Monate nach dem Mauerbau, startet mit dem Deutschlandfunk ein weiterer Sender, der vom Bund getragen wird. Er richtet sich vor allem an die Hörer in der DDR. Wie die Deutsche Welle hat auch der neue Sender den Auftrag, ein umfassendes Bild deutscher Kultur, Politik und Wirtschaft zu vermitteln. Der Deutschlandfunk ist der erste Sender überhaupt, der stündlich Nachrichten bringt. Nach dem Mauerfall 1989 wird der "Wiedervereinigungsender", wie er lange genannt wird, zunächst in Frage gestellt. Doch - wie die Deutsche Welle auch - sendet der Deutschlandfunk weiter. Er gehört nun zum neuen Deutschlandradio, das mittlerweile über insgesamt drei bundesweite Hörfunkprogramme verfügt.

Stand: 26.10.10