Stichtag

26. August 2010 - Vor 100 Jahren: Geburtstag der Ordensschwester Mutter Teresa

Sie gilt als Ikone der Barmherzigkeit und gehört zu den prominentesten Frauen des 20. Jahrhunderts: Mutter Teresa. Die katholische Ordensschwester wird durch ihre Arbeit in den Slums der ostindischen Stadt Kalkutta berühmt. Ihr bürgerlicher Name ist Agnes Gonxha Bojaxhiu. Sie wird am 26. (nach anderen Quellen am 27.) August 1910 in Skopje geboren, der heutigen Hauptstadt Mazedoniens. Sie wächst in einem wohlhabenden, katholischen Elternhaus auf, macht Abitur und beschließt mit 18 Jahren, Nonne zu werden. Agnes tritt in den irischen Orden der Loreto-Schwestern ein und nennt sich nun Teresa. 1929 geht sie nach Indien und arbeitet als Lehrerin in einer Missionsschule - bis sie während einer Zugfahrt die Erleuchtung hat, einen Orden für die Ärmsten der Armen zu gründen. Jesus selbst habe ihr den Auftrag gegeben, heißt es in ihren 2007 veröffentlichten Tagebuchnotizen und Briefen. Jesus habe zu seiner kleinen glücklichen Braut gesagt: "Komm, sei mein Licht!" Teresa versteht sich als Bleistift Gottes, mit dem er machen kann, was er will.

Sterbehaus und Friedensnobelpreis

Am 17. August 1948 gründet Mutter Teresa den Orden "Missionarinnen der Nächstenliebe", der zwei Jahre später vom Vatikan anerkannt wird. Die Ordenstracht besteht aus einem weißen Sari mit drei blauen Randstreifen. Ein ungewöhnlicher Aufstieg beginnt. 1952 eröffnet Mutter Teresa in Kalkutta ihr erstes Sterbehaus. Die Schwestern sammeln Todkranke und Alte auf den Straßen ein. "Diese Menschen wurden abgelehnt, und wir wollen ihnen das Gefühl geben, dass sie am Ende jemand liebt", sagt Mutter Teresa. "Sie haben gelebt wie Tiere, aber jetzt sterben sie wie Engel." Ende der 1960er Jahre dreht BBC-Reporter Malcolm Muggeridge eine Dokumentation, die Mutter Teresa weltweit bekannt macht. Sie wird zum Medienstar und zum Liebling der Mächtigen und Reichen. Als sie 1979 den Friedensnobelpreis bekommt, ist sie auf dem Höhepunkt ihrer Popularität. In Kalkutta ist die kleine, rastlose Nonne danach kaum noch zu sehen. Mutter Teresa jettet um den Globus, nimmt Ehrungen entgegen, hält Vorträge und besucht eine ihrer weltweit rund 130 Ordensniederlassungen.

Das Leiden positiv umdeuten

Mutter Teresa ist nun berühmt, aber nicht unumstritten. Kritiker behaupten zum Beispiel, ihr Orden arbeite unprofessionell - trotz Spenden in Millionenhöhe. Während Mutter Teresa weltweit gegen Abtreibung und Schwangerschaftsverhütung wettere, seien die Zustände in ihrem Sterbehaus in Kalkutta katastrophal. Die Ordensgründerin beharrt indes darauf, aus ihren Heimen keine Spitäler machen zu wollen. Aus Nonnen sollen keine Ärztinnen und Krankenschwestern werden. Nicht alle Leidenden sehen das genau so. Marianne Sammer, Professorin für Kirchengeschichte im österreichischen St. Pölten, zitiert eine Episode, wonach Mutter Teresa einer indischen Patientin gesagt haben soll, deren körperliches Leiden sei positiv: "Mutter Teresa erklärte der Inderin: Wenn du leidest, dann küsst dich Jesus. Und die Inderin soll geantwortet haben: Bitte Mutter, sorg dann dafür, dass Jesus aufhört, mich zu küssen!"Im März 1997 gibt Mutter Teresa die Leitung des Ordens ab. Nach langer Krankheit stirbt sie am 5. September 1997 mit 87 Jahren in Kalkutta. Nach ihrem Tod wird sie am Weltmissionstag im Oktober 2003 - für den Vatikan in Rekordzeit - selig gesprochen.

Stand: 26.08.10