Stichtag

21. Februar 2010 - Vor 130 Jahren: Waldemar Bonsels wird geboren

Die Bienen kämpfen mit Hilfe der zurückgekehrten Maja gegen die übermächtigen Hornissen. Aber der stolze Bienenstock wiedersteht den Angreifern wegen seines nationalen Zusammenhalts. "Wir sind wohl stärker und mächtiger", fasst eine ältere Hornisse die Niederlage ihres Angriffstrupps im Roman "Die Biene Maja und ihre Abenteuer" (1912) von Waldemar Bonsels zusammen, "aber das Volk der Bienen ist einig und treu".

Bonsels "Biene Maja" ist ein Buch voll schwarzen Humors, am Ende aber auch voll kriegerisch-pathetischer Gewalt. Die Trickfilm-Serie aus den siebziger Jahren , die die Protagonistin im Stil der Zeit als antiautoritäre, fröhliche Insektengöre zur Kultfigur macht, hat mit dieser Dimension des Romans nur noch wenig zu tun. Diese Adaption seiner Figur, die auch den tollpatschigen Freund Willi dazu erfindet, hätte dem zu Produktionsbeginn schon verstorbenen Bonsels vermutlich ohnehin nicht gefallen: Als sich Walt Disney zu Lebzeiten des Autors für eine Verfilmung des Stoffes interessiert, lässt er den amerikanischen Comicfilmer abblitzen.Bonsels wird am 21. Februar 1880 als Sohn eines Apothekers in Ahrensburg geboren. Das Gymnasium bricht er ab. Mit 23 Jahren geht er als Missionskaufmann nach Ostindien. Ein Jahr später verlässt er die Mission wieder und schreibt in einem offenen Brief über seine Gründe: sein erster Auftritt als Schriftsteller. Weit mehr als 3.000 Seiten wird sein Werk am Ende umfassen: die Natur verklärende Novellen und Romane, Gedichte, Dramen und Reisebeschreibungen, in denen sich der Autor als antibürgerlicher Vagabund darzustellen sucht. In den zwanziger Jahren gehört er zu den meistgelesenen Autoren Deutschlands.

Zur "Biene Maja" kommt Bonsels eher spontan. 1910 zieht er mit dem befreundeten Schriftsteller Bernd Isemann in ein Haus in Schleißheim bei München. Dort diskutieren die beiden auch über die Frage, ob ein Buch einen menschlichen Helden haben muss. Dabei beschließen sie, Bücher mit Insektenprotagonisten zu schreiben. Isemann wählt für seine Freundschaftsgeschichte "Nala und Re" (1920) Ameisen, Bonsels erfindet die schwärmerische Maja, die aus der Enge des Bienenstocks flieht, um sich die große weite Welt anzueignen. 72 Verleger lehnen das Manuskript zunächst ab, bevor das Buch 1912 erscheint. Aber erst, als die Soldaten den Roman im ersten Weltkrieg im Tornister zur Front tragen, wird er ein Erfolg. 1926 summt die Biene in einem "Kulturfilm" mit echten Insekten zu Wagner-Klängen über die Leinwand. Insgesamt wird das Buch in 40 Sprachen übersetzt.Von den Nationalsozialisten wird 1933 ein Teil von Bonsels Büchern verbrannt. Die "Biene Maja" ist nicht dabei. Der Dichter versucht sich anzupassen, unter anderem mit einem Roman, den er selbst als "antisemitisch" anpreist. Aber das bringt ihm keinen Erfolg bei den Nationalsozialisten, wohl aber, nach 1945, bei den Alliierten das Publikationsverbot. Die Biene Maja summt derweil um die Welt. Bis zu seinem Tod 1952 in Ambach am Starnberger See ermöglicht sie Waldemar Bonsels ein luxuriöses Leben.

Stand: 21.02.10