Stichtag

06. Januar 1920 - San Myung Mun wird geboren

14. Oktober 2009, Seoul, Südkorea: Der umstrittene koreanische Religionsführer San Myung Mun segnet wieder einmal rund 10.000 Paare - die Frauen im weißen Hochzeitskleid, die Männer in schwarzen Anzügen mit roten Krawatten. Doch mit Heirat im herkömmlichen Sinn hat das nichts zu tun, sagt Thomas Gandow, Beauftragter für Weltanschauungsfragen der evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg: "Die Massen-Hochzeiten sind in Wirklichkeit ein Massen-Adoptionsritual." Die Paare versprächen nicht sich die Treue, sondern den "wahren Eltern". Das sind Mun und seine Frau Hak-Ja Han, die "vollkommene Eva". Sie werden von ihren Anhängern wie Götter verehrt.

Geboren wird San Myung Mun (englische Schreibweise Sun Myung Moon) am 6. Januar (nach anderen Quellen am 25. Februar) 1920 im Nordwesten Koreas. Seine Eltern sind konvertierte Christen. Im Alter von 16 Jahren will Mun 1936 eine Vision gehabt haben. In seiner 2009 veröffentlichten Autobiographie schreibt er: "Ostermorgen, nachdem ich die ganze Nacht gebetet hatte, erschien Jesus vor mir." Er soll zu Mun gesagt haben: "Du hast eine besondere Mission und sollst auf der Erde das Himmlische Werk vollenden." Mun versteht sich als neuer Messias. Sein angeblich göttlicher Auftrag: das Reich Gottes auf Erden errichten. Mun studiert in Japan Elektrotechnik und gründet 1954 in Südkorea seine "Vereinigungskirche". Seither missionieren er und seine Anhänger in allen Teilen der Welt. 1973 lässt sich Mun mit seiner Familie in den USA nieder. Er rekrutiert in den 1970er und 1980er Jahren vor allem Mitglieder zwischen 15 und 35 Jahren, die Spenden sammeln: Betteln für den Weltfrieden - und die Privatschatulle der Familie Mun. Deren Vermögen soll nach Angaben der britischen Tageszeitung "The Guardian" inzwischen fast eine Milliarde US-Dollar betragen. Ein Imperium von über 150 Firmen ist entstanden: Waffen, Werkzeugmaschinen, Fischfang, Ginseng, Zeitungen, eine Nachrichtenagentur, eine Balletttruppe und Hotels. Mun ist in ganz unterschiedlichen Wirtschaftszweigen aktiv. Trotzdem behauptet der Clan-Gründer in seiner Autobiographie: "Geld hat für mich keine Bedeutung." Es müsse immer zur Rettung der Menschheit verwendet werden.

So lange der Eiserne Vorhang die Welt noch in zwei große Blöcke teilt, hat Mun vor allem eine Mission: die Ausrottung des Kommunismus. Nach dem Mauerfall wendet sich die Mun-Bewegung wieder stärker ihren Wurzeln zu: der Familie. 1996 ändert die "Vereinigungskirche" deshalb ihren Namen in "Familienföderation für Weltfrieden und Vereinigung". Mun und seine Frau haben zusammen 14 Kinder. Auch die gesegneten Paare gehören zur Familie. In Deutschland soll es rund 600 Mun-Anhänger geben, weltweit etwa 50.000. Trotz ihrer relativ geringen Anzahl sind sie politisch zu einflussreich - finden Kritiker wie Gandow. 2004 sorgt Mun mit einer bizarren Zeremonie für Schlagzeilen: Er lässt sich im US-Senatsgebäude in Washington bei einem Abendessen öffentlich zum "Friedenskönig" krönen - mit roter Robe, Hermelinpelz und Krone. Der mittlerweile 90-Jährige hat noch Großes vor. Er will eine "internationale Friedensautobahn" bauen, wie er schreibt: "Dann wird es möglich sein, mit dem Auto vom Kap der Guten Hoffnung in Afrika bis nach Santiago de Chile zu reisen, und von London nach New York." Auf diese Weise werde die ganze Welt friedlich verbunden.

Stand: 06.01.10