Stichtag

01. November 2010 - Vor 1.400 Jahren: Das Pantheon wird zur Kirche umgewandelt

610 nach Christus versammelt Papst Bonifatius IV. die wichtigsten Vertreter der Kirche auf dem Marsfeld in Rom. Hier steht das Pantheon, einstmals ein Tempel aller Götter. Als imposantes Bauwerk war er aber auch auch ein stolzes Zeichen für die Macht des römischen Kaisers, der hier bei Versammlungen inmitten von Götterstatuen residierte.
Nun lässt Bonifatius IV. ein gewaltiges Kreuz an die Türen des Pantheon nageln und nimmt das Heiligtum für die Christenheit in Besitz. Im Festgewand besprenkelt er die bereits leer geräumten Wandnischen aus Marmor mit Weihwasser, damit auch die Geister der Götter das Weite suchen. Fortan soll das Haus der Ehre Mariens und der christlichen Märtyrer dienen.

Die größte Kuppel der Welt

Errichtet wird das Pantheon von Kaiser Hadrian, der es zwischen 118 und 125 nach Christus auf dem Marsfeld erbauen lässt. Der monumentale Rundbau mit seinem leuchtend roten Boden aus nordafrikanischem Porphyr erhält seinen Namen (pan: "alles", theós: "Gott") aus Griechenland: Dort durfte sich der Herrscher hellenistischer Königreiche im Gegensatz zu den römischen Kaisern auf eine Stufe mit den Göttern stellen.
Mit dem Bau versucht Hadrian, zumindest symbolisch an diese Tradition anzuknüpfen. Bei Versammlungen sitzt er auf einem Thron im Zentrum der Rotunde. Sie ist gekrönt von einer gewaltigen, in der Mitte offenen Kuppel, die in der antiken Architektur den Olymp bezeichnet: Hier kann der römische Kaiser auf dem Höhepunkt seiner weltweiten Macht seinen Allmachtsanspruch zelebrieren. Für 1.700 Jahre ist die Kuppel des Pantheon die größte Kuppel der Welt.

Ein Allerheiligstes vom Sünder

Als das Pantheon im siebten Jahrhundert zur Kirche umgewandelt wird, ist das Römische Reich verfallen. Im Westen ist es bereits untergegangen. In Byzanz herrscht Kaiser Phokas, der sich seine Stellung durch Verwandtenmord und Intrigen verschafft hat.
Um die Kirche gnädig zu stimmen, schenkt Phokas Bonifatius IV. das Pantheon. Der lässt 28 Wagenladungen Gebeine von für ihren Glauben gestorbenen Christen aus den Katakomben in die neue Kirche bringen. Und er stiftet anlässlich der Weihe ein neues Kirchenfest: Allerheiligen.

Stand: 01.11.10