Während sich die Künstler seiner Zeit in der Anmut ihrer Heiligenbilder zu übertreffen suchen, stellt Caravaggio den Alltag mit seinen Licht- und Schattenseiten ins Zentrum. Diebische Wahrsagerinnen, betrügerische Falschspieler oder ein schmerzhafter Eidechsenbiss finden sich auf seinen Bildern ebenso wie hübsche Lautenspieler, schöne Frauen und nackte Engel. Für seine Heiligen holt er sich die Modelle von der Straße. Dabei schenkt Caravaggio der Darstellung von Tautropfen auf den Früchten seiner Gemälde ebenso große Aufmerksamkeit wie einem Historienbild.
Licht- und Schattenseiten
Geboren wird Carravagio 1571 als Michelangelo Merisi in der Lombardei. Seinen Künstlernamen wird er sich nach seinem Geburtsort geben. 1592 übersiedelt er nach Rom, wo der Kardinal Francesco Maria del Monte auf seine Malerei aufmerksam wird und ihn unterstützt. 1600 wird Caravaggio durch zwei Gemälde über das Leben des heiligen Matthäus für die Kapelle des Kardinals Matteo Contarelli berühmt.
Mit seiner Hell-Dunkel-Malerei erfindet Caravaggio eine ganz eigene Art und Weise, Szenen vor allem aus der Bibel besonders eindrucksvoll und dramatisch darzustellen. Dabei ist ihm ein ganz spezieller Realismus eigen, der auch das Hässliche mit einbezieht: Auf seinen Stilleben sind selbst die Wurmlöcher im Apfel und die Verfärbungen der Blätter, auf seinen Marienbildern sogar die schmutzigen Fußsohlen der Betenden zu sehen.
Der rauhe Maler
Genauso dramatisch und zwielichtig wie seine Bilder ist in der Überlieferung auch Caravaggios Leben. Er gilt als jähzorniger Mann, der dem Glücksspiel ebenso zugetan ist wie dem Wein. Oft zieht er den Quellen zufolge mit dem Degen bewaffnet von einer Kneipe zur nächsten; immer wieder verklagen ihn seine Saufkumpane. Fast alles, was wir von Caravaggios Leben wissen, stammt aus Prozessakten und Anklageschriften: ein wenn auch einseitiger Beleg für seinen Lebenswandel.
1603 muss der Maler wegen Beleidigung eines Kollegen ins Gefängnis. Drei Jahre später verletzt er während eines Straßenfestes den Widersacher eines Freundes derart schwer, dass dieser stirbt. Caravaggio flieht nach Neapel, später auf Malta und Sizilien. Er stirbt auf der Rückreise nach Rom am 18. Juli 1610 im italienischen Porto Ercole, vielleicht an Malaria, vielleicht durch eine von Malfarben verursachte Bleivergiftung. Vielleicht wird er aber auch ermordet.
Nach seinem Tod wird Caravaggio zum Vorbild begeisterter Maler in ganz Europa. Im Barock wird sein Stil als "Caravaggismus" vor allem in Italien, den Niederlanden, Frankreich, Spanien und Deutschland nachgeahmt. Auch Rembrandt und seine Schüler werden Caravaggios Hell-Dunkel-Verfahren nutzen.
Stand: 18.07.10