Im November 2009 kommt der größte Wett- und Manipulationsskandal in der Geschichte des europäischen Fußballs ans Licht. Aktuell wird noch ermittelt und das ganze Ausmaß der kriminellen Machenschaften ist bisher nicht absehbar. Mehr als 200 Spiele, darunter auch 32 Partien in Deutschland, sollen europaweit manipuliert worden sein, um hohe illegale Wettgewinne zu erzielen. Mehrere Verdächtige sitzen inzwischen hinter Gittern, darunter der Kroate Ante Sapina. Er gilt als einer der führenden Drahtzieher – wie bereits schon vier Jahre zuvor, als der deutsche Fußball von der größten Wett- und Manipulationsaffäre seit dem Bundesliga-Skandal der Spielzeit 1970/71 erschüttert wird. Doch im Mittelpunkt steht damals nicht der Wett-Pate Sapina, sondern ein junger Schiedsrichter des Deutschen Fußballbundes: der 25-jährige Robert Hoyzer. Am 12. Februar 2005 wird der offenbar käufliche Unparteiische in Berlin verhaftet.
Gleich mehrere Spiele der 2. Bundesliga, der Regionalliga und im DFB-Pokal soll der smarte Sohn eines Schiedsrichters manipuliert haben. Erste Anhaltspunkte für ein kriminelles Fehlverhalten Hoyzers treten am 21. August 2004 auf, beim Pokal-Erstrundenspiel zwischen Drittligist SC Paderborn und dem haushohen Favoriten Hamburger SV. Dank zweier äußerst fragwürdiger Strafstöße gewinnt Paderborn mit 4:2. Ein halbes Jahr später informieren vier renommierte Schiedsrichter den Deutschen Fußballbund über weitere gravierende Verdachtsmomente gegen Robert Hoyzer. Daraufhin schaltet der DFB die Staatsanwaltschaft ein, die umgehend Ermittlungen gegen Hoyzer wegen des Verdachts des Betruges einleitet. Nach anfänglichem Leugnen gesteht der 25-Jährige am 27. Januar 2005 alle ihm vorgeworfenen Spielmanipulationen und beschuldigt zwei weitere Kollegen der Mittäterschaft.
Hoyzer erklärt, von den kroatischen Brüdern Ante, Milan und Filip Sapina angestiftet worden zu sein und dafür 67.000 Euro sowie einen Plasmabildschirm erhalten zu haben. Das Trio habe hohe Wetten auf die von ihm "verpfiffenen" Spiele abgeschlossen und damit enorm hohe Gewinne kassiert. Schauplatz der illegalen Absprachen war das Café King in Berlin. Nach einem Mitleid heischenden Auftritt Hoyzers in der Talk-Sendung von Johannes B. Kerner erlässt das Amtsgericht Berlin-Tiergarten am 10. Februar einen Haftbefehl "wegen mittäterschaftlich begangenen gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs in acht Fällen", der zwei Tage später wegen Fluchtgefahr vollstreckt wird.Am 25. Februar jedoch wird Hoyzer unter strengen Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen und bald darauf vom DFB lebenslänglich als Schiedsrichter, Trainer und Spieler gesperrt. Das Urteil des Berliner Landgerichts im November 2005 fällt milder aus: Es verurteilt den korrupten Schiedsrichter zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten, von denen Hoyzer wegen guter Führung aber nur 14 Monate verbüßt. Für den angerichteten Schaden muss er 126.000 Euro an den DFB zahlen – 15 Jahre lang in monatlichen Raten zu 700 Euro.
Stand: 12.02.10