Es ist ein merkwürdiger Kasten, den Louis T. Glass am 23. November 1889 in einer Bar in San Francisco aufstellt: ein Phonograph mit Münzschlitz. Wirft ein Gast ein Fünf-Cent-Stück, einen Nickel, in den akustisch-mechanischen Rekorder, spielt er Musik. Zwar dauert das Lied nur eine Minute, doch die umstehenden Gäste sind begeistert. Glass, der die Phonographen vertreibt, macht ein kleines Vermögen mit seinem Nickel-in-den-Schlitz-Geschäft. Betreiber aus Louisiana berichten wenig später stolz von einer Musikbox, die in zwei Monaten 1.000 Dollar eingespielt hat – zu jener Zeit eine Riesensumme.
Doch vom münzbetriebenen Phonographen zur chromblitzenden Jukebox der 1950er Jahre ist es ein weiter Weg. Ende des 19. Jahrhunderts kann die Musik nur mechanisch, etwa per Trichter verstärkt werden – die elektrische Verstärkung wird erst Ende der 1920er Jahre erfunden. Ehe die Bars und Tanzlokale ans Stromnetz angeschlossen sind, braucht die Musikbox überdies riesige Batterien – oder der Gast muss an einer Kurbel drehen. Und Vielfalt gibt es auch nicht: Jede Box kennt nur eine einzige Melodie.
Zuerst ist es die schwarze Bevölkerung, die den Kasten "Jukebox" nennt. "Jouk" ist ein altenglisches Wort, das "tanzen" oder "sich wild benehmen" bedeutet. Die Weißen in den Großstädten bezeichnen die Musikbox bis in die späten 1930er Jahre als "automatic phonograph", als automatischen Phonographen. Erst als der bekannte Jazz-Posaunist Glenn Miller in einem Radioprogramm das Wort "Jukebox" verwendet, setzt es sich durch.
Derweil entwickelt sich die Musikbox über die Jahrzehnte weiter. 1937 schreibt der Hersteller Wurlitzer Designgeschichte und entwirft die erste Jukebox mit erleuchteten Plastikflächen und knalligen Farben. In den 1950er Jahren blinken nun alle Boxen in Chrom und Plastik; mit rotierenden Zylindern und beleuchteten Glasröhren. Wenige Jahre später ist der Boom aber schon wieder vorbei: Als sich ab den 1960er Jahren die meisten Kneipen und Bars eigene Musikanlagen leisten können, verschwinden die Jukeboxen nach und nach - heute besitzen nur noch Liebhaber ein Original.
Stand: 23.11.09