Für Angela und Heidi aus Stuttgart bricht im Frühjahr 1996 eine Welt zusammen. "Wir durchleben schreckliche Tage", gestehen die damals 16-jährigen Mädchen einer Zeitung ihrer Heimatstadt Stuttgart. Ursache der herzzerreißenden Tragödie ist die Trennung der britischen Boyband Take That, zu deren glühenden Anhängerinnen die beiden Teenies gehören. Auch 13 Jahre später bezeichnen sich Angela und Heidi noch als Hardcore-Fans von Robbie Williams, Gary Barlow & Co. Doch von der grenzenlosen Verehrung anderer damals selbstmordgefährdeter Leidensgenossinnen waren sie zum Glück weit entfernt.
Bekannt sind Fans bereits seit der Antike. Stolze Olympioniken in Griechenland oder todesmutige Wagenlenker im römischen Circus Maximus haben ebenso ihre treue Anhängerschaft wie heutzutage Leinwandhelden, Popstars oder Spitzenfußballer. Über die Entstehung des Begriffs sind sich die Sprachforscher allerdings uneins. Die einen sehen es als Verkürzung des Wortes "fanatic". Andere wollen nicht gleich jeden Fan zum Fanatiker erklären und finden die Wurzeln eher im englischen Verb "to fancy ", das unter anderem so viel wie "gern mögen" bedeutet. Gebräuchlich ist das Wort auf jeden Fall erst seit 120 Jahren. Erstmals schriftlich erwähnt wird es am 26. März 1889 in den Vereinigten Staaten. In einem Artikel der Zeitung "Kansas City Star and Times" werden so die Zuschauer eines Baseballspiels bezeichnet.
Im Bereich des Sports wird im Deutschen auch das Wort "Schlachtenbummler" als Synonym für "Fan" verwendet. So martialisch wie dessen Klang ist seine Herkunft: Im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 bezeichnet man so Zivilisten, die aus lauter Neugier einen Ausflug an die Front unternehmen - auf neudeutsch also Gaffer. Den wahren, eingefleischten Fan trennen natürlich Welten von solch oberflächlichem und kurzzeitigem Interesse. Doch auch die leidenschaftlichste Treue zum Objekt der Verehrung muss nicht zwangsläufig in Selbstaufgabe und Suizidgefahr enden. Dass die Geduld der Fans durchaus ihre Grenzen haben kann, erfahren derzeit etliche englische Fußballclubs, die ihre Anhängerschaft durch eine überzogene Preisgestaltung und Bevorzugung der solventen Edelfans in teuren VIP-Logen vergraulen. Da setzt sich der wahre Fußball-Fan lieber in den Billigflieger und genießt seinen Sport auf Stehplatzrängen jenseits des Kanals: am Hamburger Millerntor beim FC St. Pauli.
Stand: 22.03.09