März 1978: Der Supertanker "Amoco Cadiz" ist mit mehreren Millionen Litern Rohöl an Bord auf dem Weg vom persischen Golf nach Rotterdam. Nahe Brest gerät das Schiff in einen schweren Sturm. Als das Ruder nicht mehr bedient werden kann, treibt der Tanker auf die bretonische Küste zu. Die "Amoco Cadiz" läuft auf Grund und bricht zwölf Stunden später auseinander. 230.000 Tonnen Rohöl fließen ins Meer. Die Folge: schwarze Strände und ölverschmierte Seevögel. Die Öffentlichkeit ist schockiert. Zwar gibt es seit 1973 ein internationales Abkommen, das die Verschmutzung der Meere verhindern soll. 70 Staaten haben damals den sogenannten MARPOL-Vertrag auf den Weg gebracht. Doch die Umsetzung in nationales Recht verzögert sich über Jahre. Der Grund: Die Umwelt-Auflagen kosten Geld - sowohl die Reedereien, als auch die Vertragsstaaten. Nach der Havarie der "Amoco Cadiz" wächst jedoch der öffentliche Druck.
In der Bundesrepublik wird deshalb eine Verordnung erlassen, die die Seeschiffe dazu verpflichten, ein sogenanntes Öl-Tagebuch zu führen. Denn neben spektakulären Tankerunfällen gibt es auch eine schleichende Öl-Verschmutzung durch den alltäglichen Schiffsverkehr. Weil es billig ist, werden Schiffe vorwiegend mit Schweröl betrieben. Doch die Motoren können es nicht vollständig verbrennen. Mindestens ein Prozent bleibt als giftiger Ölschlamm übrig, der sogenannte Sludge. Statt diese Rückstände im Hafen zu entsorgen, werden sie von einigen Kapitänen unterwegs im Meer verklappt. Das Öl-Tagebuch soll dabei helfen, diese Täter zu ermitteln. Aus den Aufzeichnungen können Kontrolleure genau ermitteln, wie groß die Öl-Rückstände sind, die sich nach einer Reise an Bord angesammelt haben.
Trotzdem gibt es immer noch viele Verstöße: Durch Luftüberwachung werden jedes Jahr alleine in der Nord- und Ostsee 100 bis 200 illegale Öl-Einleitungen festgestellt. Greenpeace-Biologe Christian Bussau geht davon aus, dass Schiffe jährlich zwischen 2.000 und 7.000 Tonnen Öl illegal in die Ostsee ablassen. In der Nordsee sollen es sogar rund 10.000 Tonnen sein. Wer das Öl-Tagebuch nicht korrekt führt, muss bei gravierenden Verstöße bis zu 50.000 Euro zahlen. Formale Fehler kosten bis zu 2.000 Euro Buße. Neben dem Öl-Tagebuch muss die Besatzung laut MARPOL-Abkommen auch ein Ladungs- sowie ein Müll-Tagebuch führen, um beispielsweise zu dokumentieren, wo die festen Abfälle geblieben sind.
Stand: 27.02.09