Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein ist Ordnung im Büroalltag Glückssache. Ordner und Locher sind unbekannt, Dokumente, Formulare und Briefe werden zum Großteil einzeln in Kartons abgelegt. Schleifen oder Siegel, Nadel und Faden sorgen im Idealfall für Verbindung. Die Beamtenwelt wartet auf eine Erfindung, die diese Prozedur endlich einfacher macht.George W. McGill aus Washington, D.C., will Abhilfe schaffen. Akribisch arbeitet der US-Amerikaner an einem Apparat, der auf Dokumentenebene zusammenwachsen lässt, was zusammen gehört. 1866 glückt ihm die Erfindung einer kleinen, biegsamen Heftklammer, später wird seine "Presse" patentiert, die diese Klammer biegen hilft. Auf der Weltausstellung in Philadelphia 1876 gewinnt er damit eine Goldmedaille. Wahrhaft revolutionär aber wirkt erst jener Apparat, den McGill am 18. Februar 1879 in Illinois patentieren lässt: ein Heftgerät in Form einer Miniaturnähmaschine, bei dem eine per Feder fixierte Klammer mit Hilfe eines Druckknopfs durchs Papier getrieben und rückseitig umgebogen wird. Es kann als Vorläufer moderner Hefter gelten.
Die Idee, Blätter unlösbar aneinander zu klammern, gibt es in der Geschichte des Büroalltags angeblich schon länger. Von Ludwig XV. ist überliefert, dass er königliche Dekrete mit einer Heftmaschine samt handgemachter Klammern habe tackern lassen; historische Belege allerdings fehlen. Aber erst die "McGill Single-Stroke Staple Press No. 1" macht den Weg frei zur industriellen Verknüpfung mehrerer Blätter mittels u-förmig gebogener Metallstücke aus verkupfertem oder verzinktem Stahl. Über ein Kilo wiegt die Erfindung, in die die Klammern einzeln eingelegt werden müssen. Teuer ist sie überdies. Deshalb sind zunächst nur größere Firmen in der Lage, sie zu erwerben. Rentabel wird McGills Einzelklammer-Heftgerät erst ab 500 Mitarbeitern. Heute nimmt jeder Büroangestellte ganz selbstverständlich den Hefter in die Hand.
Stand: 18.02.09