Stichtag

18. Mai 2009 - Vor 90 Jahren: Tänzerin Margot Fonteyn wird geboren

Hingabe ist das Schlüsselwort für die unvergleichliche Karriere von Margot Fonteyn, Dame of the British Empire. Die Ballettwelt kennt perfektere Tänzerinnen als diese zarte kleine Ballerina mit den großen dunklen Augen. Virtuosinnen, die jeden Sprung, jede Pirouette mit mathematischer Präzision auf die Bühnenbretter zu zirkeln wissen. Margot Fonteyn ist mehr, kann viel mehr als die bloße Umsetzung akademisch brillanter, aber seelenloser Tanztechnik. Vergleichbar mit Maria Callas, der größten Opern-Tragödin ihrer Zeit, lässt die Fonteyn ihre Bühnenfiguren mit immensem Einfühlungsvermögen, zurückhaltender Anmut und anrührenden Gesten lebendig werden. Mit ihrer einzigartigen, natürlichen Kunst gibt sie dem klassischen Balletttanz eine völlig neue Ausdrucksform. "Von innen erfülltes Tanzen" nennt es die "Neue Zürcher Zeitung".

Debüt als Schneeflocke

Als Margaret "Peggy" Hookham wird die spätere Primaballerina am 18. Mai 1919 im englischen Provinzstädtchen Reigate geboren. Wegen beruflicher Verpflichtungen ihres Vaters, eines Ingenieurs, verlebt sie große Teile ihrer Kindheit in China. Dort erhält sie dank ihrer ehrgeizigen Mutter erstklassigen Tanzunterricht. Zurück in London, gibt Peggy 1934 mit 14 Jahren beim renommierten Vic-Wells-Ballet, dem späteren Royal Ballet of Great Britain, ihr Bühnendebüt - als Schneeflocke im "Nussknacker". Bereits nach einem Jahr tanzt sie die klassischen Solo-Partien und beginnt ihre langjährige künstlerische Partnerschaft mit Frederic Ashton, die allein ihr schon einen herausragenden Platz in der Ballettgeschichte des 20. Jahrhunderts sichert. Der 15 Jahre ältere Choreograf schneidert Margot Fonteyn, wie sich der jugendliche Shooting-Star  nun nennt, die großen Rollen - "Giselle", "Schwanensee", "Dornröschen" - förmlich auf den Leib. Ihren internationalen Durchbruch erlebt die Fonteyn 1949 an der New Yorker Met. "Das Publikum drehte durch", erinnert sich der Choreograf Kenneth McMillan. "New York lag ihr zu Füßen, und sie konnte es fast nicht glauben."

Triumphe und Tragödien

1962, als sich die inzwischen von der Queen geadelte Margot Fonteyn schon auf den Bühnenabschied vorbereitet, tanzt der Traumpartner schlechthin in ihr Leben. Zusammen mit Rudolf Nurejew, dem 24 Jahre alten, in den Westen geflohenen Star des russischen Kirow-Balletts, beginnt für die inzwischen 43-Jährige eine neue künstlerische Ära, die ihre Karriere noch einmal um anderthalb Jahrzehnte verlängert. Überschattet wird dieser von unbeschreiblichen Triumphen rund um den Globus gekrönte Lebensabschnitt jedoch durch eine private Tragödie. 1964 wird Fonteyns Ehemann Roberto de Arias, ein panamesischer Diplomat, mit dem sie seit 1955 verheiratet ist, Opfer eines Attentats, das er schwer verletzt und gelähmt überlebt. Margot Fonteyn tanzt weiter, doch die Pflege und Therapie ihres Mannes, für die sie ein Vermögen bezahlt, nimmt fortan den größten Teil ihres Lebens ein. 1979 gibt die berühmteste Primaballerina ihrer Zeit den endgültigen Abschied von der Bühne bekannt und zieht sich aus der Öffentlichkeit zurück. Am 21. Februar 1991, drei Jahre nach dem Tod ihres Mannes, stirbt Margot Fonteyn völlig verarmt in Panama an Krebs.

Stand: 18.05.09