Gekaut wurde schon immer, auch ohne zu schlucken, also nur so, zum Vergnügen, zur Beruhigung. Die Neandertaler kauten auf Birkenrinden-Pech herum. Jede Kultur entwickelt ihre eigenen Kaugenüsse: Mal sind Betelnüsse oder Tabak, mal Wachs oder Koka in aller Munde. Die Mayas in Südmexiko kauen Chicle, ein Gummi aus dem milchigen, gehärteten Saft des Sapotillbaums.Wie so oft muss nur ein US-Amerikaner kommen, um aus der indianischen Tradition ein Geschäft zu machen. Es ist William Finley Semple aus Mount Vernon in Ohio, der die Herstellung eines Kaugummis aus Baumsaft perfektioniert. Am 28. Dezember 1869 wird sein Verfahren patentiert. Semple benutzt Wachs, Harz und Naturgummi. Aber er gerät bald in den Schatten eines anderen: William Wrigley jr., Sohn eines Seifenherstellers aus Philadelphia, verkauft ab 1892 seine Kaugummisorten "Wrigley's Spearmint" und "Juicy Fruit". Ihm gelingt damit der Durchbruch zum Massengeschäft.
Kaugummi wird im 20. Jahrhundert zum Symbol amerikanischer Kultur wie Coca Cola und Jeans. In seiner modernen, synthetischen Form gehört er zur Feldverpflegung eines jeden US-Soldaten. Mit dem Zweiten Weltkrieg erobert der Kaugummi, in GI-Tornistern eingeschmuggelt, Europa. Gerade die besiegten Deutschen sind dankbar für etwas zum Kauen, mit dem man das häufige Hungergefühl unterdrücken kann. Heute kaut jeder Deutsche auch ohne Hunger im Schnitt 100 Kaugummis pro Jahr. Und weil immer gerade dann ein Abfalleimer fehlt, wenn man sein Kaugummi wieder los werden möchte, leben hierzulande schon mehrere Spezialfirmen vom Kaugummi-Entfernen.
Stand: 28.12.04