Stichtag

15. Dezember 2004 - Vor 60 Jahren: "Große Freiheit Nr. 7" in Prag uraufgeführt

So hat sich Propagandaminister Joseph Goebbels das bestellte Loblied auf die deutsche Seefahrt nicht vorgestellt: Da hockt der blonde Star Hans Albers in einem Bordell auf St. Pauli, um ihn herum lauter Frauen, die sich die Strumpfbänder richten oder lasziv an einer Zigarette nuckeln. Und vor lauter betrunkenen Matrosen singt Albers statt fröhlicher Durchhalteparolen melancholische Lieder wie "La Paloma ade".Goebbels hat dem Regisseur Helmut Käutner 1,5 Millionen Reichsmark zur Verfügung gestellt, um noch einmal einen so fröhlichen Film zu drehen wie die Komödie "Wir machen Musik". Schließlich sollen die Leute im Kino die Bombennächte vergessen. Aber die Bomben treffen auch die Ufa-Studios in Berlin. Also zieht Käutner für die Dreharbeiten nach Prag, weit weg vom Propagandaministerium, und macht, was er will. Bei den wenigen Außenaufnahmen in Hamburg lässt er Nebel über den Hafen blasen, bis man die Hakenkreuze auf den Schiffen nicht mehr erkennen kann.Am Ende gerät der Film so wenig linientreu, dass die geplante große Premiere in Hamburg abgesagt wird. Statt dessen gibt es eine Uraufführung im besetzten Prag. Danach protestiert auch noch Großadmiral Karl Dönitz gegen den Film: Aus Sicht der Marine sei der Streifen abzulehnen. Also wird die "Große Freiheit Nr. 7" für den Rest des Krieges verboten.

Im September 1945 läuft der Film mit Erlaubnis der amerikanischen Militärregierung in den Kinos an - als einer der ersten deutschen Filme nach dem Krieg. Jetzt erst sieht das deutsche Publikum die Geschichte von dem verbitterten Seemann Hannes Kröger, der als Sänger auf der Reeperbahn gestrandet ist und den die vergebliche Liebe zu einem jungen Mädchen wieder zurück auf die See treibt.

Stand: 15.12.04