Körperpflege ist gefährlich. Diese Erfahrung machen jene Damen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach dem Haarewaschen statt zum Rubbelhandtuch zu den Segnungen moderner Technik greifen. Groß wie Kanonenöfen sind damals die Haartrockner, auf deren Gitternetz über offener Flamme die wallende Pracht ausdünsten soll. Heute sorgt der Fön für jene gut dosierte Brise heißer Luft, die auch vollem Haar das Überleben sichert.
Am 22. Januar 1909 lässt die Firma Sanitas den Namen "Fön" ins Markenregister eintragen. Mit heutigen Haartrocknern hat das Produkt allerdings nichts gemein. Fast zwei Kilo wiegt das Monstrum, sein Höllenatem faucht mit 90 Grad. Dafür kann der Ur-Fön nicht nur Haare trocknen, sondern soll angeblich auch gegen hässliche Furunkeln helfen.In den zwanziger Jahren nutzen die Frauen den weiter entwickelten Fön nicht nur zum Haaretrocknen, sondern auch zum Styling. In Berlin präparieren die schicken Party-Damen mit seiner Hilfe ihre Bubiköpfe. 30 Jahre später wird aus dem Luxusgerät durch Leicht- und Billigvarianten aus Plastik allgemeines Volksgut. Die große Zeit des Föns aber beginnt erst in den Siebzigern, als auch die Männer sich darüber Gedanken machen müssen, wie sie ihre lange Mähne trocknen sollen. Durch Fernsehserien wie "Drei Engel für Charlie" mit der blonden Farrah Fawcett erreicht die Fönfrisur Kultstatus. Waschen, Legen, Föhnen wird zum Standardrepertoire der Friseursalons.
Später wird Sanitas von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft AEG übernommen. Seitdem dürfen nur AEG-Produkte unter dem Markennamen "Fön" firmieren. Alle anderen Hersteller müssen von Haartrocknern sprechen. Inzwischen gibt es High-Tech-Föns mit "Diffuser-Fingern" und "Ionen-Technik".
Stand: 22.01.09