"Peter Hille wird, solange Menschen auf Erden leben, nie vergessen werden", glaubt Else Lasker-Schüler. Die Dichterin verehrt den 15 Jahre älteren Peter Hille, der ab 1895 in Berlin lebt und die hauptstädtische Künstlerszene beeindruckt. "Inmitten dieser jungen Menschen, die sich bewusst als Boheme gebärden, saß rührend wie ein Weihnachtsmann ein alter graubärtiger Mann, von allen respektiert und geliebt, weil ein wirklicher Dichter und Bohemien: Peter Hille", notiert Stefan Zweig. Hille verkehrt mit den Schriftstellern Gerhart Hauptmann und Richard Dehmel, den Malern Edvard Munch und Lovis Corinth, den Anarchisten Gustav Landauer und Erich Mühsam. Als dichtender Tramp streift er durch die Berliner Straßen und Salons, ständig in Geldnöten und ohne feste Bleibe. Auf Servietten, Kalenderblättern, Zigarrentüten, Papierfetzen notiert er seine Aphorismen, Gedichte und Einfälle. "Programm habe ich keins, die Welt hat ja auch keins", lautet einer seiner Sinnsprüche.
Geboren wird Peter Hille am 11. September 1854 im westfälischen Dörfchen Erwitzen im Kreis Höxter. Sein Vater ist Lehrer, später Verwalter auf einem Gutshof. Das Gymnasium verlässt Peter Hille ohne Abschluss und zieht hinaus in die weite Welt, nach England, Holland, Italien, in die Schweiz. Er versucht sich als Journalist, Herausgeber, Schriftsteller, alles ohne (finanziellen) Erfolg. Seinem unkonventionellen Lebensstil bleibt er auch in Berlin treu. "Besser ein freier Teufel als ein gebundener Engel", sagt sich der "Literatur-Zigeuner", wie ihn manche nennen. Mehrere Romane, ein Drama, Aufsätze sowie zahlreiche Gedichte und Aphorismen sind von Peter Hille überliefert - "Gelungenes neben Halbfertigem, Geniales neben Wirrem", wie der Hille-Experte Jürgen P. Wallmann schreibt. Keine 50 Jahre alt, stirbt der kauzige Vagabund 1904 an Tuberkulose und gerät bald in Vergessenheit. Ganz vergessen wird er nicht: 1983 hat sich eine Peter-Hille-Gesellschaft gegründet, und Hilles Werke sind neu aufgelegt worden.
Stand: 11.09.04