Stichtag

23. Oktober 2009 - Vor 35 Jahren: Der Flughafen Berlin-Tegel wird eröffnet

Der Autobahn-Zubringer endet direkt am Terminal des innerstädtischen Flughafens Berlin-Tegel. Die Abflughalle ist als Sechseck angeordnet. Im Inneren der Wabe befinden sich Parkplätze und eine Zufahrt. Kommen die Fluggäste mit dem Taxi nach Tegel, müssen sie zu Fuß gerade einmal rund 30 Meter zu ihrem Check-in-Schalter zurücklegen. Die sechseckige Schalterhalle hat 14 Eingänge. In direkter Verlängerung befinden sich die 14 Brücken zu den angedockten Flugzeugen. Architekt Meinhard von Gerkan hat - zusammen mit seinen Kollegen Volkwin Marg und Klaus Nickels - Tegel als Flughafen der kurzen Wege und geringen Wartezeiten konzipiert. Die drei Hamburger hatten gerade die Uni abgeschlossen, als sie 1966 mit ihrem ersten Flughafen-Modell den Wettbewerb um Tegel gewinnen. Die Idee: Man soll ins Zentrum des Terminals hineinfahren und dort das Auto auch abstellen können. "Genau das berechtigt erst zu der Bezeichnung Drive-in-Flughafen", sagt von Gerkan.

Ursprünglich wird die Jungfernheide in Berlin-Tegel jahrzehntelang als Schießplatz genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist der Truppenübungsplatz mit Bombenkratern übersät. Der erste Tegeler Flughafen wird während der Blockade im französischen Sektor hergerichtet. Tausende Arbeiter bauen ab August 1948 eine Rollbahn für die "Rosinenbomber". Nach dem Ende der Luftbrücke installiert die französische Militärregierung West-Berlins in Tegel ihren Versorgungsflughafen. Ab 1960 dürfen dort auch zivile Flugzeuge starten und landen. Mitte der 1960er Jahre beschließt der Berliner Senat den Bau des heutigen Flughafens. Denn der Flughafen Berlin-Tempelhof kann die vielen Reisenden nicht mehr bewältigen. Dort ist das Flugfeld von Häusern so dicht umgeben, dass die Rollbahnen für große Jets nicht mehr ausgebaut werden können. Der Grundstein für Tegel wird 1970 gelegt. Am 23. Oktober 1974 weiht Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Schütz den modernen Airport ein.

Mittlerweile platzt Tegel aus allen Nähten: Der Flughafen ist eigentlich für 2,5 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt, doch 2008 werden 14 Millionen Fluggäste abgefertigt. Bereits in den 1990er Jahren ist eine Vergrößerung geplant, doch der Fall der Mauer und Proteste der Anwohner beenden dieses Vorhaben. Wenn 2011 der Großflughafen in Berlin-Schönefeld fertig gestellt ist, wird nach Tempelhof auch Tegel geschlossen. Dann will der heute 74-jährige Architekt von Gerkan dem Gebäude ein zweites Leben geben. Das Terminal soll zum Konferenzzentrum umfunktioniert werden und Teil einer sogenannten Energie-Plus-Stadt sein, die auf dem Gelände des Flughafens geplant ist. Die neuen Häuser sollen mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen. Investoren für diese Nach-Nutzung werden jedoch noch gesucht.

Stand: 23.10.09