Im Juni 1995 verschwinden die achtjährigen Mädchen Julie und Melissa in der Nähe von Lüttich. Zwei Monate später werden Ann und Eefje, 17 und 19 Jahre alt, entführt. Julie und Melissa sperrt Marc Dutroux in ein Kellerverlies, Ann und Eefje bringt er im ersten Stock seines Hauses unter. Von allen Mädchen macht er kinderpornographische Aufnahmen. Dann wird Dutroux wegen Autodiebstahls verhaftet. Da sind Ann und Eefje vielleicht schon ermordet, Julie und Melissa aber schreien im Keller um ihr Leben.
Der Polizist, der die Verhaftung vornimmt, wird später zu Protokoll geben, dass er geglaubt habe, die Schreie seien von der Straße her gekommen. Weil er nicht nachforscht, verhungern die Kinder, während Dutroux im Gefängnis sitzt. Laut eigener Aussage gibt seine Frau Michelle Martin Julie und Melissa aus Angst kein Essen: Auf sie hätten die Kinder wie wilde Tiere gewirkt. Der unaufmerksame Polizist wird später in eine Abteilung für Mafia-Kriminalität versetzt.
Zu diesem Zeitpunkt ist Dutroux für die Polizei längst kein Unbekannter mehr. Nachdem man ihn mit der Leiche einer jungen Frau in Verbindung gebracht hatte, war er schon 1989 wegen Entführung und brutaler Vergewaltigung zu 13 Jahren Haft verurteilt worden. Wegen guter Führung und langer Untersuchungshaft kam er nach drei Jahren wieder frei.
Im Mai und August 1996 dann verschwindet die zwölfjährige Sabine aus Tournai. Laetitia, 14 Jahre, wird auf offener Straße ins Auto gezerrt. Eine Nonne erinnert sich an den Lieferwagen mit den bunten Aufklebern, ein Student merkt sich einige Buchstaben des Nummernschilds. Das Auto ist auf Dutroux zugelassen.
Als die Polizei die Leichen von vier schrecklich zugerichteten und vergewaltigten Mädchen ausgräbt und die Ermittlungspannen bekannt werden, geht ein Aufschrei der Entrüstung durch Belgien.
Der König verlangt öffentlich vollkommene Aufklärung und spricht von einer "Gelegenheit für einen Tiefen Wandel in unserem Land". Gleichzeitig schürt Marc Dutroux in seiner Vernehmung die Vermutung, höchste politische Kreise seien in den Fall verstrickt, er selbst sei Jahre lang von der Justiz gedeckt worden. Währenddessen wird der populäre und akribisch arbeitende Untersuchungsrichter Jean Marc Connerotte von dem Fall abgezogen. Daraufhin gehen 300.000 Menschen aus Protest zu einem "weißen Marsch" auf die Straße. Während der Ermittlungen sterben mögliche Zeugen auf mysteriöse Weise.
Am 22. Juni 2004 wird das Urteil verkündet. Marc Dutroux erhält lebenslang und darf damit nach belgischer Rechtssprechung nicht mit seiner Freilassung oder gar seiner Begnadigung rechnen. Seine Frau muss 30 Jahre hinter Gittern. Zwei Komplizen erhalten 25 und fünf Jahre. Die Vorwürfe gegen hochrangige Politiker werden nie aufgeklärt. Aber die belgische Polizeiarbeit wird nach den Ermittlungspannen generalüberholt.Im April 2009 wird auf Dutroux' Computer im Gefängnis erneut kinderpornographisches Material gefunden.
Stand: 22.06.09