"Alles irrsinnig komisch" heißt das Programm, die Premiere ist am 30. Oktober 1949 in einer verräucherten Berliner Kneipe namens "Badewanne". "Die Stachelschweine" nennt sich die Kabarett-Gruppe junger Schauspieler, zu der auch Günter Pfitzmann gehört. Für "een Knopp pro Kopp" – einen Knopf pro Person als Eintritt – können die Zuschauer die satirischen Attacken des Ensembles auf den real existierenden Irrsinn der Nachkriegszeit genießen. Jeder Akteur bekommt 2,50 Mark Gage, dazu zwei Bier. Schon bald spielen, singen, kalauern sich die Stachelschweine nach oben, werden prominent und populär. Schnellsprecher Wolfgang Gruner wird zum Inbegriff der "Berliner Schnauze mit Herz": "Ämter und Behörden sind Orte, wo zehn Leute dafür bezahlt werden, was fünfe billiger machen würden, wenn 'se nur dreie sind und zwei davon krank wären ..."
Zum zehnjährigen Jubiläum der Stachelschweine 1959 gibt es drei Großveranstaltungen im Berliner Sportpalast. Zum Zwanzigjährigen feiern über 1.000 Gäste die Stachelschweine in der Kongresshalle, mit von der Party ist der Regierende Bürgermeister. Der Erfolg hat seinen Preis: Kritiker bemängeln, dass die Stacheln der Berliner Kabarett-Truppe stumpf geworden seien, durch die Vermarktung der Kleinkunst in riesigen Sälen und im Fernsehen. Für viele Berlin-Touristen ist der Besuch im Kabarett-Keller des stacheligen Ensembles aber trotzdem seit langem ein "Muss". Heute setzt die neue Stachelschwein-Generation wieder auf politisches Kabarett: "Ob Schmieren, Filz, ob Korruption, / ob Kurseinbrüche drohn / ob Rentenchaos, Inflation / das nehmen wir rücksichtslos auf's Korn", heißt es im aktuellen Programm.
Stand: 30.10.04