Das große Feuer von Chicago 1871 ist eine der schlimmsten Brandkatastrophen in der Geschichte der USA. Hunderte von Menschen kommen ums Leben, rund vier Quadratmeilen der Stadt werden dem Erdboden gleich gemacht. Als ein Jahr später auch die Innenstadt von Boston brennt, muss die Regierung reagieren. In vielen Städten wird die Holzbauweise verboten, professionelle Feuerwehren sorgen fortan für den Schutz der Bevölkerung. Aber ihre Spritzen sind zu schwach und ihre Leitern bald schon zu kurz für die immer höher werdenden Häuser.
Mühsam müssen die Feuerwehrleute ihre Sprossenleitern an die Fenster hängen und sich so von Stockwerk zu Stockwerk nach oben hangeln - Menschen sind auf diese Weise nicht zu retten. Der Erfinder und schwarze Bürgerrechtler Joseph Winter will diesem Missstand ein Ende machen. Am 7. Mai 1878 erhält er das Patent auf seine "Fire Escape Ladder", die mit Hilfe von Seilzügen auf einem Scherengestell nach oben fährt und sich dabei ausklappt. Ob sie gebaut wird, ist nicht überliefert. Denn schnell erweist sich die ausziehbare Drehleiter, die zunächst von Pferden gezogen wird und seit 1875 im Einsatz ist, als effektiver. Später erhält sie einen Rettungskorb für Brandopfer an der Spitze. Die brennende Frage der Feuerwehren nach der Rettung von Opfern findet so eine Antwort.
Aber auch Winters Idee lebt weiter. Große Arbeitsbühnen stehen dank seiner Scherentechnik bis heute bis auf 80 Meter Höhe sicher. 2007 greift auch die Düsseldorfer Feuerwehr darauf zurück. Als das Dachschiff der dortigen St. Peter Kirche in rund 60 Meter Höhe Feuer fängt, erweisen sich die Drehleitern als viel zu kurz. Eine geliehene Arbeitsbühne hilft, den Brand zu löschen.
Stand: 07.05.08