Enid Blyton weiß schon als Kind, dass sie Schriftstellerin werden will. Bevor sie mit elf Jahren mit dem Schreiben beginnt, erfindet sie bereits Geschichten. "Ich schrieb sie noch nicht auf", wird sie sich später erinnern. Aber: "Ich erkannte, dass ich eher eine Kinderbuchautorin werden sollte als irgend etwas anderes. Aber ich wusste, dass ich nicht annähernd genug über Kinder wusste, um gutes Benehmen, Erziehung, Informationen aller Art zu vermitteln." Also wird sie zunächst Lehrerin.
Blyton wird 1897 in London geboren. 1910 verlässt der Vater die Familie. Mit ihren Brüdern erfindet Enid gegenüber Nachbarn und Verwandten immer neue Geschichten, um den Weggang zu vertuschen. 1924 heiratet sie einen Verlagslektor, mit dem sie zwei Kinder hat. Nach der Scheidung sorgt sie dafür, dass er diese fast fünfzehn Jahre lang nicht wiedersehen darf. Die zweite Ehe mit einem Chirurgen bleibt kinderlos.Mit Internatsreihen wie "Hanni und Nanni" und "Dolly" oder den detektivischen Abenteuern der "Fünf Freunde" schreibt Blyton Bestseller, die noch heute vor allem Mädchen bezaubern. Bis ins hohe Alter hinein tippt die Autorin unentwegt tagtäglich auf ihrer klapprigen Schreibmaschine. Die eigenen Kinder bekommen sie kaum zu Gesicht. So entstehen fröhliche und spannende Geschichten über kichernde Mädchengemeinschaften oder junge Hobbykriminalisten, die in einfacher Sprache gehalten sind. Mit der Lebenswirklichkeit von Jugendlichen haben Blytons Bücher oft nicht viel zu tun. Zu heil und harmlos ist die Welt ihrer Heldinnen und Helden, um wahr zu sein. Trotzdem werden ihre Werke wegen Fremden- und Frauenfeindlichkeit, aber auch wegen des fehlenden Anspruchs aus öffentlichen Bibliotheken und Schulbüchereien immer wieder verbannt. Geistig verwirrt stirbt Blyton 71-jährig am 28. November 1968 in London.
Mehr als eine halbe Milliarde Blyton-Bücher gehen angeblich weltweit über die Ladentische. Heute ist Enid Blyton ein eingetragenes Warenzeichen. Die Bücher werden von Ghostwritern geschrieben - darunter Sarah Bosse, die die Abenteuer der "fünf Freunde" weiterführt. Dabei muss Bosse darauf bedacht sein, die inzwischen antiquierte Welt Blytons nicht zu erneuern. "Viele Dinge, die jedes Kind oder jeder Jugendliche heute hat, Handy und Computer", sagt sie, "darf ich nicht einführen".
Stand: 28.11.08