Jack Wilson alias Wovoka gibt den Sioux im 19. Jahrhundert Hoffnung. Die Kugeln der Weißen würden sie nicht verwunden, prophezeit das Halbblut, wenn sie wie ihre Vorfahren tanzen würden. Also tanzen die Indianer, das öffentliche Leben in den Reservaten von South Dakota kommt zum Stillstand. Die Regierungsbeamten schicken Truppen. Am kleinen Fluss Wounded Knee eskaliert 1890 die Lage. Wahllos schießen Kavalleristen in die tanzende Menge. Wovoka hat gelogen: Mehr als 300 Mitglieder der "Geistertanzbewegung" kommen ums Leben. "Es war ein Abschlachten ", sagt der Amerikanist Karsten Fitz von der Universität Passau heute: "vor allen Dingen von Frauen und Kindern und alten Leuten".
Das Massaker am Wounded Knee wird zu einer der größten Wunden in der US-Geschichte. Zunächst aber wird es totgeschwiegen. Die meisten Weißen erfahren erst ein dreiviertel Jahrhundert später von dem Gemetzel - wie auch von anderen Gräueltaten der Siedler, Goldsucher und Soldaten an den Ureinwohnern. Auslöser ist ein Buch: "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses", das der Schriftsteller Dee Brown 1970 veröffentlicht und den Indianern damit eine späte Stimme gibt. Vom Autor selbst ist nur wenig bekannt. Geboren wird er am 29. Februar 1908 in Louisiana. Im ländlichen Arkansas bekommt er in seiner Jugend erste Kontakte zu Indianern. Den Großteil seines Lebens verbringt er als Bibliothekar an der Universität von Illinois.
Als "Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses" erscheint, ist Brown 62 Jahre alt. Danach schreibt er noch einige wenige, eher unbedeutende Romane und Kinderbücher, bevor er 2002 stirbt. Das Debüt aber wird zum Bestseller. Den Indianern nützt das wenig. Zwei Drittel der Sioux im Reservat am Wounded Knee leben unterhalb der Armutsgrenze. Viele Familien haben weder Strom noch fließendes Wasser. Die Lebenserwartung - 47 Jahre bei den Männern, 52 Jahre bei den Frauen - ist eine der geringsten in der westlichen Welt.
Stand: 29.02.08