Aimé Bonpland liebt die Ferne. Schon als Kind steht er auf den Weinbergen seines Vaters im französischen La Rochelle und sieht den vorbeiziehenden Schiffen nach. In den Hafenkais beschnuppert er die Ballen mit Baumwolle, die Kisten und Fässer aus der Fremde. Diese "würzigen Gerüche" entführen Bonpland "in ferne Länder, wo ich die Abenteuer Robinson Crusoes oder die Heldentaten der königlichen Korsaren nacherlebte". Die eigentliche Exotik aber entdeckt er später, mitten in Paris: im Botanischen Garten, in dem die Tropenpflanzen blühen. Aus den Piratenphantasien von einst wird hier der Wunsch nach wissenschaftlichen Abenteuern in fernen Ländern.
Bonpland wird am 22. August 1773 geboren. Um seine Sehnsucht zu stillen und zugleich die Familientradition zu wahren, schickt ihn der Vater, ein angesehener Mediziner, als Marinearzt auf See. 1798 wird Bonpland Mitglied im Expertenteam einer Südseeexpedition. Schicksalhaft allerdings wird erst die Freundschaft zu dem Naturforscher Alexander von Humboldt, der den leidenschaftlichen Wissenschaftler mit nach Südamerika nimmt. 1804 kehren beide mit einer schier unfassbaren Zahl bisher unentdeckter Tiere, Pflanzen und Mineralien im Gepäck nach Europa zurück. Während sich Humboldt fortan der Auswertung der Funde widmet, zieht es Bonpland wieder zu den Pflanzen, "die die Freude meines Lebens ausmachen". 1809 wird er Leiter der exotischen Gärten von Kaiserin Josephine Bonaparte. Nach deren Tod geht er 1816 als Professor nach Buenos Aires, wo er unter anderem für die Indios erforscht, wie man deren Ernteerträge verbessern kann.
Besonders reizt Bonpland die Yerba-Pflanze, aus der ein belebender Mate-Tee gewonnen wird. An der Grenze zu Paraguay kultiviert er sie mit großem Erfolg. 1820 lässt ihn Paraguays fremdenfeindlicher Diktator Francia verschleppen. Neun Jahre lebt Bonpland in der Gefangenschaft, Freilassungsgesuche Humboldts bleiben fruchtlos. Als er mit Hilfe der Einheimischen aus seiner Umgebung eine Musterkolonie macht, wird er 1831 von Francia des Landes verwiesen. Mit 81 Jahren treibt ihn die Entdeckerlust nach Paraguay zurück. Hier stirbt Bonpland 1858.
Stand: 22.08.08