Mit Kälterekorden kennen sich die Sowjets aus. Schließlich wurde in Sibirien die bisher niedrigste Temperatur an einem von Menschen bewohnten Ort gemessen: Minus 77,8 Grad Celsius in Oimjakon im Jahr 1938. Da kommen die USA nicht mit, die es einmal im - von den Russen gekauften - Alaska bei Snag auf Minus 65 Grad brachten.
Vielleicht ist es deshalb auch kein Zufall, dass die Russen auch im Süden den Kälterekord halten. Nachdem die Amerikaner in der Antarktis ihre erste Forschungsstation errichtet haben, ziehen 1957 auch die Sowjets nach: Tief im Landesinneren gründen sie Wostok. Eine gute Wahl, wie sich am 21. Juli 1983 zeigt. Da messen die Forscher in der Polarnacht Minus 89,2 Grad Celsius, die niedrigste jemals am Erdboden registrierte Lufttemperatur.
Dass es um den Südpol kälter ist als am Nordpol, liegt an der riesigen Landmasse des einzigen - außer von Forschern - unbesiedelten Kontinents: Die Antarktis ist mit dem sie umgebenden Meereissockel 30 Millionen Quadratkilometer groß - etwa so groß wie Europa. Im Inland fällt der wärmende Effekt des Meeres weg, der den Nordpol wesentlich milder sein lässt, auch im sonnenlosen Polarwinter. Die Antarktis stellt somit in der Klimaküche der Erde den Gefrierschrank dar. Der sorgt zusammen mit dem Tropengürtel um den Äquator als Herd für die weltweite Dynamik der Luftströme.Deshalb spielt die Antarktis auch eine entscheidende Rolle in der Diskussion um den Klimawandel. 90 Prozent des irdischen Eises sind hier gebunden. Ihr Abschmelzen könnte die Ozeane um 70 Meter steigen lassen. Derzeit sendet die Antarktis irritierende Signale aus: Im Westen hat sich ihre Wintertemperatur in den letzten 50 Jahren um zwei Grad erhöht, der Eisgürtel schmilzt stellenweise. Im Osten dagegen wird es eher kälter und auch in der antarktischen Tiefsee hat man jüngst wieder fallende Temperaturen gemessen. Die Ursache ist ungeklärt.
Stand: 21.07.08