Melittta Bentz ist eine energische Dresdnerin, die weiß, was sie will. Zum Beispiel eine gute Tasse Kaffee genießen. Was der 1873 geborenen Hausfrau und Mutter zweier Söhne allerdings zunehmend die Laune verdirbt, sind die unangenehm bitteren Krümel auf dem Tassenboden: der Kaffeesatz. Unvermeidbar schmuggelt sich der unerwünschte, pampige Brührückstand auf die Zunge und verdirbt den aromatischen Genuss. Eines schönen Tages anno 1908 ist für Melitta das Maß voll. Von Natur aus praktisch veranlagt, nimmt sie einen Messingbecher, schlägt mit dem Hammer kleine Löcher in den Boden, legt ein Stück Löschblatt aus dem Schulheft ihres Sohnes darüber - und erfindet den ersten wirksamen Kaffee-Filter. So einfach wie genial; man muss nur drauf kommen.
Schon lange sucht Melitta Bentz mit ihrem Ehemann Hugo nach einer lukrativen Geschäftsidee, um sich eine selbstständige Existenz aufbauen zu können. So verfeinert die findige Hausfrau ihren Filter-Prototyp und lässt ihn beim Kaiserlichen Patentamt in Berlin in die Gebrauchsmusterrolle eintragen. Keine drei Wochen später, am 8. Juli 1908, erhält Melitta Bentz das Patent für ihren "Kaffeefilter mit nach unten gewölbten, mit einem Abflussloch versehenen Boden und lose einliegendem Sieb". Noch im gleichen Jahr gründet das Ehepaar mit einem Startkapital von 72 Reichspfennig das ersehnte eigene Unternehmen. Firmensitz ist ein Zimmerchen in ihrer nicht gerade üppigen Dresdner Etagenwohnung. Aufträge werden in Haushaltswarengeschäften, Kaufhäusern sowie auf Messen akquiriert. Über mangelndes Interesse können sich die beiden Selfmade-Unternehmer nicht beklagen.
Während Hugo 1914 in den Weltkrieg zieht, führt Melitta den Betrieb allein weiter. In den 20er Jahren laufen die Geschäfte so gut, dass die Produktion in der kleinen Dresdner Wohnung aus allen Nähten platzt. Da kommt aus Minden ein lukratives Angebot. Das ostwestfälische Städtchen bietet eine ehemalige Schokoladenfabrik zum Kauf an und lockt mit Steuererlass. Die Bentz greifen zu und übersiedeln über Ostern 1929 mit dem kompletten Betrieb nach Minden. Dort ist die Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG bis heute ansässig. Im Jubiläumsjahr 2008 erwirtschaftet die einst im Hinterzimmer gegründete Filter-Firma mit weltweit knapp 60 Filialen und 3.300 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 1,2 Milliarden Euro. Die Filtertüte hat daran allerdings nur noch einen Anteil von etwa zwölf Prozent. Seit den 80er Jahren ist das Hauptprodukt von Melitta nicht mehr die Tüte, sondern der Kaffee selbst.
Stand: 08.07.08