Stichtag

01. Januar 2008 - Vor 15 Jahren: Erstes SMS-Service-Center geht in Betrieb

Ursprünglich war die SMS von den Mobilfunkunternehmen dazu vorgesehen, ihre Kunden zu informieren, zum Beispiel über verpasste Anrufe. An die Möglichkeit einer interaktiven Schriftkommunikation hatte zunächst niemand gedacht, vielleicht auch, weil die Kurzmitteilungen lediglich eine scheinbar nutzlose technische Nische des für Sprache konzipierten Netzes nutzen. So ist der Short Message Service (SMS) in den Kindertagen des Handys lediglich eine Sende-Einbahnstraße. Die erste Handy-Kurznachricht der Welt, angeblich am Neujahrstag 1993 im britischen Vodafone-Netz verschickt, beginnt ihre Reise deshalb ganz herkömmlich, mit einem Telefonanruf im Service-Center des Mobilfunkbetreibers.

Dort diktiert der Absender seinen Text einem Mitarbeiter, der seinerseits die Nachricht per Hand in den Computer eingibt und dann an den Empfänger weiterleitet. Kein Wunder also, dass sich die Zahl der SMS-Nachrichten anfangs in überschaubaren Grenzen hält. "Wenn das zehn Leute am Tag genutzt haben, dann waren das sehr viele", erinnert sich ein Sprecher von T-Mobile. Kein Netzbetreiber sieht voraus, welches kommerzielle Potential in der SMS schlummert, weshalb die meisten sie zunächst kostenlos anbieten. Doch als 1995 die automatisierte SMS-Funktion auf den deutschen Mobilfunkkarten standardmäßig integriert wird, ist der explosionsartige Boom nicht mehr aufzuhalten. Im Jahr darauf werden nach Angaben des Verbandes der Netzbetreiber allein hierzulande bereits 100 Millionen Kurznachrichten versendet.

Inzwischen hat sich der einmal als Abfallprodukt eingeschätzte Short Message Service als Lizenz zum Gelddrucken erwiesen. Im Jahr 2006 werden allein in Deutschland etwa 20 Milliarden SMS-Botschaften getippt und zu durchschnittlichen Preisen zwischen fünf und 19 Cent verschickt. Vor allem mit Kindern und Jugendlichen verdienen sich die Netzbetreiber "dumm und dusselig", wie es eine Sprecherin der Verbraucherzentrale-Bundesverband formuliert. Technisch ist das Ende der SMS bereits absehbar. Schon in Betrieb ist der Multimedia Messaging Service (MMS), der ohne Zeichenbegrenzung auch Tonaufnahmen und andere Multimedia-Dateien mitsenden kann. Die Zukunft dürfte der Verschmelzung von Computer-Emails und Handy-Technologie gehören. Zurzeit aber bemühen sich alle Mobilfunk-Unternehmen noch, die Gelddruckmaschine SMS möglichst ungestört auf Hochtouren laufen zu lassen.

Stand: 01.01.08