Es herrscht dichter Nebel über Remscheid, als am 8. Dezember 1988 ein Inferno über die nordrhein-westfälische Stadt hereinbricht. Vom Militär-Flughafen Nörvenich bei Köln ist kurz zuvor ein US-Kampfbomber vom Typ "A-10 Thunderbolt II" gestartet. Im Tiefflug rast der Jet über die Landschaft, als er im Bergischen Land in schlechtes Wetter gerät und der Pilot vermutlich die Orientierung verliert. Gegen 13.30 Uhr passiert das Unglück: Das Flugzeug stürzt in der Remscheider Stockder Straße auf eine Häuserzeile. Sechs Mehrfamilienhäuser geraten in Brand, andere auf einer Länge von rund 100 Metern werden zum Teil schwer beschädigt oder zerstört. Sieben Menschen sterben, darunter auch der Pilot. Mehr als 50 Menschen werden verletzt. "Es war wie dieser Ramstein-Blitz", schildert ein Augenzeuge im WDR. Plötzlich sei ein grelloranger Feuerball aufgegangen. Dann seien die Flammen grün geworden und es habe Explosionen gegeben. Auf dem amerikanischen Luftwaffenstützpunkt Ramstein stießen am 28. August 1988 bei einer Flugschau zwei Militärmaschinen einer italienischen Kunstflugstaffel zusammen.
Die Remscheider Behörden lösen Katastrophenalarm aus. Schwer bewaffnete US-Soldaten sperren das Gebiet ab und sammeln winzige Trümmer ein. "Das Flugzeug hatte Übungsmunition an Bord in der Größenordnung von 1.000 Schuss, Kaliber 30 Millimeter", gibt Horst Jungkurth, Generalleutnant der Bundeswehr, am Tag darauf bekannt. Bald nach dem Absturz klagen Anwohner über Hauterkrankungen. Gerüchte von auffällig vielen Krebsfällen und Missbildungen bei Neugeborenen machen die Runde. Die Betroffenen stellen Fragen: Warum ist die US-Militärmaschine abgestürzt und was genau hatte sie an Bord? Doch die Amerikaner schweigen. Bodenproben werden genommen und erhöhte PCB-Werte festgestellt. Später stellt sich heraus, dass sie wahrscheinlich von einem Transformator-Brand während des Zweiten Weltkrieges stammen. Auch Dioxine werden gefunden, aber nicht in hohen Konzentrationen. "Da sind wie bei jedem unkontrollierten Brand auch Schadstoffe entstanden", sagt Wolfgang Putz, Leiter des Remscheider Umweltamtes, rückblickend. Sowohl PCB als auch Dioxine gelten als krebserrregend.
Untersuchungen von Stadt und Land bleiben widersprüchlich. Eine Bürgerinitiative forscht weiter - ergebnislos. Als bekannt wird, dass die A-10-Kampfjets bei ihrem Einsatz auf dem Balkan in den 90er Jahren mit Uran-Munition bestückt sind, werden 2002 erneut Bodenproben in Remscheid genommen. Doch es wird keine auffällige Radioaktivität gefunden. Die US-Luftstreitkräfte beteuern mehrfach, dass nur Übungsmunition an Bord der Unglücksmaschine gewesen sei. Weder die Krebs- noch die Hauterkrankungen können Wissenschaftler dem Absturz zuordnen. Zuletzt gerät der Treibstoff "JP-8" des Jets ins Visier. Immerhin galt der Vorgänger-Treibstoff "JP-4" als stark krebserregend. Eindeutige Aussagen zu möglichen Folgen des Absturzes gibt es bis heute nicht.
Stand: 08.12.08