Die Aufregung ist groß, als 1988 erste Vorschläge der Expertenkommission zur Reform der deutschen Rechtschreibung bekannt werden: Die Substantive sollen danach in der Regel klein geschrieben, die Schreibung der Laute vereinheitlicht werden. Doch mit dem "keiser" etwa kann sich kaum jemand anfreunden, die meisten wollen den alten "Kaiser" wieder haben. Viele Tagungen und Anhörungen später einigt sich der "Internationale Arbeitskreis für Orthographie" am 23. November 1994 auf einen neuen Reformvorschlag, der im Großen und Ganzen auch umgesetzt wird und heute noch gilt.
Die Debatte um die Rechtschreibreform ist aber bis heute nicht verebbt. Bevor die neuen Schreibweisen am 1. August 2005 endgültig für Schulen und Behörden in Deutschland verbindlich werden, soll noch einmal nachgebessert werden – bei einzelnen Kommaregeln, den Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung und der Rechtschreibung von eingedeutschten Wörtern. Fast hundert Jahre war die Rechtschreibung – dank Konrad Duden – einheitlich, wenn auch nicht schlüssig geregelt. Seit zehn Jahren soll sie schlüssiger werden – sie ist aber vor allem uneinheitlich geworden. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" schreibt nach wie vor nach den althergebrachten Regeln, der Axel-Springer-Verlag ist zu ihnen zurückgekehrt. "Ich glaube, dass die Mehrzahl der Bürgerinnen und Bürger dieses Landes andere Sorgen hat", sagt Doris Ahnen, Vorsitzende der Kultusministerkonferenz und engagierte Reformbefürworterin. Aber über die Rechtschreibung lässt sich nun einmal mindestens so schön streiten wie um des Kaisers Bart.Stand: 23.11.04