Stichtag

01. Dezember 2007 - Vor 50 Jahren: Mit "Hier und Heute" beginnt Regionalfernsehen

"Von hier und heute geht eine Epoche der Weltgeschichte aus", notierte Goethe 1792 anlässlich des Sieges französischer Revolutionstruppen bei der Kanonade von Valmy, "und ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen". Der Moderator des "Internationalen Frühschoppens", Werner Höfer, gibt sich bescheidener: Ein "kleines Kaleidoskop" soll seine Sendung "Hier und Heute" sein, die am 1. Dezember 1957 um Punkt 19 Uhr für 30 Minuten auf Sendung geht.Beim Titel hat sich Höfer vom Goethe-Zitat inspirieren lassen. Trotzdem steht nicht Welt-, sondern Lokalgeschichte aus Nordrhein-Westfalen auf dem Programm: Nachrichten und Reportagen aus dem Land zwischen Aachen und Siegen, zwischen Bonn und Bielefeld. Trotzdem ist auch der Startschuss für "Hier und Heute" eine kleine Revolution. Denn mit der Sendung, der 11.012 folgen werden, startet in Deutschland das Regionalprogramm.

Von Anfang an setzt "Hier und Heute" auf Aktualität und Geschwindigkeit - und wird schon bald zur festen Institution für die Bürger von NRW. Rasende Motorradboten bringen die Filmrollen in der Regel noch am Tage des Geschehens vom Drehort ins Kölner Funkhaus. Die erste Sendung jedoch, die zu den Klängen von Robert Schumanns Rheinischer Symphonie über den Äther geht, sorgt auch für empörte Zuschauerreaktionen. Höfer hat sich mit einem Mädchen verplaudert, das im Studio alle Strophen eines Adventsgedichts rezitieren darf. Am Ende ist zu wenig Zeit für Ernst Hubertys Zusammenfassung des Oberligaspiels von Köln gegen Düsseldorf. "Es war ein wundervolles Spiel", sagt Höfer, "die Kölner haben gewonnen, und die Tore sehen Sie morgen".

Im Mai 1993 geht die letzte Folge von "Hier und Heute" in alter Form auf Sendung. Heute gibt es im WDR-Fernsehen "Hier und Heute unterwegs", mit gänzlich anderem Konzept: Ein Ort im Lande, ein Thema, ein Reporter. Nur die "Rheinische" von Schumann ist geblieben.

Stand: 01.12.07