Stichtag

16. Februar 2007 - Vor 185 Jahren: Sir Francis Galton wird geboren

1892 erscheint in England ein Buch mit dem unscheinbaren Titel "Fingerprints". Es wird zu einem der größten Werke in der Geschichte der Kriminologie. Der Wissenschaftler  Francis Galton weist darin nach, dass jeder Mensch allein aufgrund der Schleifen, Wirbel, Bögen und Kurven seines Fingerabdrucks zu identifizieren ist. Zur Jahrhundertwende verstreuen die Ermittler von Scottland Yard als erste Rußpulver am Tatort, um Fingerabdrücke aufzuspüren. Nach 1901 erobert seine Methode auch die Polizeistationen der Provinz. Dabei will Galton seine Erkenntnisse gar nicht als empirische Unterstützung von kriminalistischem Spürsinn verstanden wissen. Ihm geht es einzig und allein darum, Charakteristika für den Hang zum Verbrechen zu entdecken. Fingerabdrücke sind für ihn sichtbare Zeichen der Vererbung.

Galton wird am 16. Februar 1822 in Birmingham geboren. Nach dem Tod seines Vaters wird er finanziell unabhängig. Fasziniert vom Ruhm seines Cousins Charles Darwin, beschließt er, das Geld in Forschungsreisen zu stecken. In der Folge bereist Galton den Balkan, Ägypten und den Sudan. 1850 leitet er eine Expedition in die unerforschten Gebiete des Südwestens von Afrika. Galton ist wie besessen von allen Formen der Wissenschaft - und Pseudowissenschaft. Statistisch versucht er, den Erfolg des Betens zu messen. Er entwickelt erste Wetterkarten, treibt die Wahrscheinlichkeitsrechnung voran und entwickelt eine nach ihm benannte Hundepfeife. Zusammen mit Wilhelm Wundt gilt er als Begründer der experimentellen Psychologie. Und in Afrika untersucht er mit Hilfe eines Distanz haltenden Sextanten den Fettsteiß von "Hottentottenfrauen".

Galtons größte Leidenschaft gilt der Verbesserung der Menschheit durch "Rassenhygiene". Die Zucht eines vollkommenen Menschengeschlechts durch Selektion der Besten wird zu seinem Ideal. Ihm gilt auch die nie publizierte Roman-Utopie "Kantsaywehre" ("Ich weiß nicht wo"). 1883 führt Galton den Begriff der Eugenik als "gute Zucht" in den englischen Wissenschaftsbetrieb ein. Auch seine Untersuchungen an Zwillingen und der Größe des Gehirns sollen belegen, dass die Erbanlagen bei der Intelligenz und Entwicklung des Individuums alles und die äußeren Umstände nichts bedeuten. Was sein großer Cousin Darwin für die Tierwelt belegt hat, versucht Galton auch für die menschliche Gesellschaft fruchtbar zu machen. Für seine wissenschaftlichen Verdienste wird er 1909 von der britischen Krone geadelt. Galton stirbt 1911 in Haslemere (Grafschaft Surrey).

Stand: 16.02.07