König Friedrich Wilhelm III. von Preußen ist wütend. Immer wieder hat er sich über seinen Finanzminister, den Freiherrn vom und zum Stein, echauffieren müssen. Mit seiner "Darstellung der fehlerhaften Organisation des Kabinetts und der Notwendigkeit der Bildung einer Ministerialkonferenz" aber ist er eindeutig zu weit gegangen. Aufgeblasen und geschwätzig seien des Königs Beamte schreibt der vom Stein. Und verweigert seinem Herrn sogar die verpflichtenden Zahlungen gegenüber Napoleon, der Preußen in der Schlacht bei Jena und Auerstedt kurz zuvor vernichtend geschlagen hatte. 1807 wird vom Stein entlassen. Da sieht es so aus, als sei seine Karriere beendet. Dabei hat sie gerade erst begonnen.
Heinrich Friedrich Karl Reichsfreiherr vom und zum Stein wird am 25. Oktober 1757 als Spross eines evangelischen Reichsrittergeschlechts in Nassau an der Lahn geboren. In Göttingen studiert er Jura, Geschichte und Wirtschaftswissenschaften. Mit 23 Jahren tritt er in den Staatsdienst. Ein schwindelerregender Aufstieg über Verwaltungsposten in Wetzlar, Mainz, Kleve, Münster und Paderborn setzt ein. Für vom Stein ist Preußen ein "Land, wo die Herzen noch kälter als das Klima sind." Sein Ziel ist es, die Menschen trotzdem für ihre Heimat zu erwärmen. Der ehrgeizige Beamte und leidenschaftliche Patriot will aus den Untertanen Preußens Bürger machen. Adel und besitzendes Bürgertum sollen sich stärker mit dem Staat und seinen Pflichten identifizieren. Dazu gehört auch, das Land gegen Napoleon und seine Zahlungsforderungen zu vereinen.
Nur wenige Monate nach seiner Entlassung holt Friedrich Wilhelm III. seinen aufmüpfigsten und fähigsten Diener in den Staatsdienst zurück. Gemeinsam mit Karl August Freiherr von Hardenberg kann er nun den Grundstein für seine Reformen legen. Diese befreien die Bauern aus der Erbuntertänigkeit, führen die Wehrpflicht ein, schaffen die Kabinettsräte ab und stellen die Minister an die Spitze der Ressorts. 1808 stärkt ein Edikt die Selbstverwaltung und Mitverantwortung der Städte. Im selben Jahr verliert vom Stein auf Druck Napoleons erneut seinen Posten und wird in die Provinz versetzt, wo er bis zu seinem Tode bleibt. Er stirbt 1831 im westfälischen Cappenberg.
Stand: 26.10.07