Über den hochbegabten Rhetoriker und Philosophen, der mit 37 Jahren ein sittenstrenger Priester und Bischof wird, wissen wir mehr als über die meisten Menschen der Antike: Zum einen sind von Aurelius Augustinus fast 1.000 Predigten, 218 Briefe und 113 Bücher erhalten. Zum anderen hat er die erste Autobiografie der Weltliteratur verfasst, seine "Bekenntnisse".
Augustinus wird am 13. November 354 in Thagaste, dem heutigen Souk Ahras in Algerien, geboren. Sein Vater Patricius ist städtischer Beamter mit einem kleinen Landsitz - ein Römer, der sich noch an seine Götter hält. Die Mutter Monika, wahrscheinlich Berberin, ist eine gläubige Christin. Augustinus macht Karriere: Mit 17 geht er in die afrikanische Metropole Karthago, von da aus nach Rom und Mailand. Er wird ein glänzender, bekannter Berufsredner. Er hat eine schöne Frau, mit der er in einem eheähnlichen Verhältnis lebt, und einen Sohn, Adeodatus ("Von Gott geschenkt").Aber Augustinus ist innerlich so unruhig, wie die Zeit es äußerlich ist. "Barbaren", wie die Römer "unzivilisierte" Völker nennen, drängen ins römische Reich. 410 wird sogar das ewige Rom von Vandalen geplündert. Der intellektuelle Afrikaner sucht nach einem Lebenssinn: zunächst in der Sekte der Manichäer, die heidnische und christliche Lehren zu verbinden versucht, dann in der christlichen Kirche. Er erlebt seine Bekehrung als Umwandlung seines Lebens, trennt sich von seiner Freundin, gründet eine Art Klostergemeinschaft von Gleichgesinnten. Schließlich wird er Bischof der Kleinstadt Hippo in seiner Heimat. Hier schreibt und predigt er einen gebildeten, aber auch kompromisslosen Glauben. Alles hängt für ihn an der Gnade Gottes, denn der von der Erbsünde belastete Mensch kann sich selbst nicht retten. Augustinus ist ein Pessimist für die Welt, seine Hoffnung gilt dem "Gottesstaat", wie sein größtes Werk heißt. Als er 430 stirbt, ist auch Hippo von den Truppen der Vandalen eingeschlossen.Stand: 13.11.04