Kein Herrscher des Mittelalters hat die Fantasie der Menschen so beflügelt wie der letzte Kaiser aus dem Staufergeschlecht. Schon seine Zeitgenossen bewundern Friedrich II. als Weltenkönig, als "stupor mundi", das Staunen der Welt. Jahrhunderte später nennt Friedrich Nietzsche ihn "den ersten Europäer nach meinem Geschmack". Seine Feinde hingegen sehen im Enkel des großen Kaisers Barbarossa den Antichristen schlechthin. Nach Friedrichs überraschendem Tod im Dezember 1250, wenige Tage vor seinem 56. Geburtstag, vermerkt eine päpstliche Chronik: "Ebenso flohen, als Friedrich starb, viele Übel aus der Welt."
Dieser Friedrich, 1194 als Sohn des Staufer-Kaisers Heinrich VI. und der normannischen Prinzessin Konstanze geboren, schlägt völlig aus der Art. Kindheit und Jugend verbringt der künftige Herrscher des Abendlandes in der muslimisch geprägten Welt des Königreichs Sizilien. Mit 17 Jahren zieht Friedrich - nach dem frühen Tod seiner Eltern schon König von Sizilien - Richtung Norden. Es gilt, seine Ansprüche auf den Thron des deutschen Königs gegen den herrschenden Welfen Otto IV. geltend zu machen. Mit dem Papst als Verbündetem und einer klugen Bestechungspolitik gelingt es Friedrich, sich die deutschen Fürsten gewogen zu machen. Am 9. Dezember 1212 ist er am Ziel. Der Mainzer Erzbischof krönt den von Papst Innozenz III. zuvor schon zum Kaiser erhobenen Friedrich zum römischen-deutschen König.
Auf seine Untertanen wirkt Friedrich wie eine mythische Heldengestalt. Der christliche Herrscher verehrt die islamische Kultur, umgibt sich mit einer Sarazenen-Leibgarde, zählt Schwarzafrikaner wie Juden gleichberechtigt zu seinem Gefolge und zieht mit zuvor nie gesehenen Tieren wie etwa einer Giraffe durch die Lande. Ebenso staunen die Menschen über die naturwissenschaftlichen Interessen des Kaisers, denen er mit Eifer nachgeht: warum etwa der Vesuv Feuer speit, das Meerwasser salzig schmeckt oder wo die Vögel im Winter bleiben. Neben einem epochalen Werk über die Falknerei und einer präzisen Gesetzessammlung zur Schaffung von Rechtssicherheit verblüfft Friedrich auch durch die wohl ältesten Vorschriften zur Reinhaltung der Umwelt.Politisch erreicht Friedrich seine größten Erfolge durch geschickte Diplomatie statt auf dem Schlachtfeld. Doch der Kaiser verfängt sich zunehmend im Machtkampf mit dem Papsttum. Als er einen Kreuzzug nicht durch blutige Vernichtung der Ungläubigen, sondern durch einen politischen Kompromiss beendet, ist das Tuch zwischen Kaiser und Papst endgültig zerschnitten. Mitten im Streit um die Vormachtstellung im Abendland erkrankt der Kaiser plötzlich, vermutlich an Typhus oder Ruhr. Auf dem Sterbebett kehrt der zuvor zweimal exkommunizierte Friedrich in den Schoß der Kirche zurück.
Stand: 09.12.07