Rudolf Päffgen ist Carl von Linde dankbar. Aus Familienerzählungen weiß Päffgen, der Inhaber einer Kölner Hausbrauerei ist, wie die Kühltemperaturen beim Gärprozess oder zur Lagerung des Bieres vor Erfindung der Lindeschen Kältemaschine erzeugt werden mussten. "Noch bei meinem Großvater wurde aus den Seen Eis gesägt und dann mit dem Pferdewagen in die Eiskeller rund um die Brauerei verbracht", sagt Päffgen. "Da lagerte es so lange, bis es geschmolzen war." Im Sommer wurde das ungekühlte Bier nicht selten sauer. "Dieses Problem hatte man dann mit der Kältemaschine des Herrn Linde im Griff."
Linde wird am 11. Juni 1842 im oberfränkischen Berndorf geboren. Bereits als Kind begeistert er sich für Webstuhl und Dampfmaschine, die Errungenschaften der industriellen Revolution. An der Polytechnischen Universität zu Zürich beginnt er 1861 ein Ingenieursstudium. Als er sich zum Sprecher einer Studentenrevolte gegen den Rektor macht, muss er die Hochschule nach nur drei Jahren ohne Abschluss verlassen. Von seinem Talent überzeugte Professoren geben ihm Referenzen mit auf den Weg, die ihm die Firmentüren später trotzdem öffnen. 1871 veröffentlicht Linde einen Aufsatz über ein verbessertes Verfahren zur Kältetechnik, das sich das so genannte Verdunstungsprinzip zunutze macht: Gase wie Methylether oder Ammoniak verflüssigen sich unter Druck und entziehen der Luft die Wärme. Die somit erzeugte Verdunstungskälte, so Linde, soll in geschlossenen Behältnissen Nahrungsmittel kühlen.
Mit seiner Idee revolutioniert Linde die Kältetechnik. Vor allem Metzger und Bierbrauer erwärmen sich für seine Erfindung. Ein Brauer aus München soll es gewesen sein, der Linde erstes Startkapital zuschießt, um die Idee zu einem Produkt und dieses serienreif zu machen. In der Folge schließt Linde, der zunächst nur ein kleines Ingenieurbüro betreibt, in allen wichtigen Industrieländern Verträge mit Lizenzbetrieben ab, die seine Kältemaschine produzieren. 1879 gründet er die "Gesellschaft für Linde's Eismaschinen AG". Elf Jahre später zieht er sich aus dem erfolgreichen Geschäft zurück und wird Professor für Maschinenbau. Er stirbt 1934 in München.
Stand: 11.06.07