1928 in einem Armenviertel Madrids: Der Priester Josemaría Escrivá, adliger Herkunft, organisiert für seine Pfarrangehörigen Wohnungen, baut Schulen auf, sammelt Geld. Zur Unterstützung seiner Sozialarbeit gründet der am 9. Januar 1902 im nordspanischen Barbastro geborene Seelsorger eine Gemeinschaft von Handwerkern und Studenten, die ehrenamtlich helfen und sich zu einem strengen katholischen Leben verpflichten. Das "Opus Dei", lateinisch für "Werk Gottes", wächst zu einer überregionalen Gemeinschaft mit einer straffen Gliederung eingeschriebener, ordentlicher und außerordentlicher Mitglieder heran. Seit 1943 bilden die Priester im Opus Dei eine eigene Gruppe, die Priestergemeinschaft "vom Heiligen Kreuz". Escrivá lässt sich von den Angehörigen "Padre" (Vater) nennen. Seine Gründung erhält die Anerkennung des Vatikans. Escrivá reist noch im Alter durch Europa und Lateinamerika, um für sein "Werk Gottes" zu werben. Es entwickelt sich zu einem Netzwerk konservativer katholischer Elite mit guten Kontakten in Politik, Wirtschaft und zur Kirchenleitung. Escrivá stirbt im Juni 1975.
1982 erhält das "Opus Dei" als erste Organisation überhaupt die päpstliche Anerkennung als so genannte "Personalprälatur": Damit ist es weitgehend unabhängig von den jeweiligen Ortskirchen. Das verstärkt die Kritik an der Organisation als einem geheimniskrämerischen Netzwerk. Aussteiger berichten von sektenartigen Strukturen und blutigen Bußritualen. Im Jahr 2002 spricht Johannes Paul II. Escrivá heilig. So wenige Jahre nach seinem Tod ist diese Ehre seit dem Mittelalter niemand mehr zuteil geworden. Das verstärkt noch den Eindruck vom großen Einfluss des "Opus Dei" im Vatikan. Immer wieder wird bekannt, dass Mitglieder der Organisation Schlüsselstellungen in der Kirche besetzen, so zuletzt in Köln, als Kardinal Meisner im November 2006 ein "Opus Dei"-Mitglied zu seinem Pressesprecher beruft. Mitte der 90er Jahre zählt die Organisation rund 80.000 Mitglieder in fast 90 Ländern. Nur zwei Prozent von ihnen sind Priester.
Stand: 09.01.07