1999 auf dem Mittelberg nahe Nebra in Sachsen-Anhalt. Mit ihren Fingern graben zwei Hobby-Archäologen eine merkwürdige, mit Gold beschlagene Bronzescheibe aus dem Boden. Nachdem sie ihren Fund mit Zahnbürsten und kratzigen Schwämmen gereinigt haben, werden goldene Bögen, sowie 29 Punkte, Kreis und Sichel sichtbar. Über Hehler versuchen die Raubgräber, den Fund an Interessenten zu verkaufen. Auch Harald Meller, Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt und Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte, bekommt Fotos zu Gesicht. Sofort wittert er die archäologische Sensation, die er drei Jahre später, auch mit Hilfe der Polizei, in Händen halten kann. Geschätztes Alter: 3.600 Jahre.
Am 25. September 2002 gibt Meller auf einer Pressekonferenz den Fundort der 2,3 Kilogramm schweren Scheibe bekannt. Und er verkündet, was auf ihr zu sehen ist. Die ursprünglich 32 Goldplättchen zeigen neben Sonne und Sichelmond das sogenannte Siebengestirn im Sternbild Stier, in dem in der Bronzezeit zum Frühlingsbeginn die Sonne aufging. Der goldene Bogen wird als Horizontlinie gedeutet, die den Horizontdurchlauf der Sonne während des Jahres zwischen Sommer- und Wintersonnenwende darstellt. Ganz ohne mythologische Verzierung ist die Himmelsscheibe von Nebra somit die älteste bekannte konkrete Darstellung eines Sternbilds weltweit. "Ein Weltfund", sagt Meller, "vergleichbar sicherlich mit Ötzi, mit Tutanchamun und anderen Dingen in dieser Qualität."
"Nüchtern wie ein Verkehrsschild" nennt Meller die Himmelsscheibe. Und doch birgt sie Rätsel, die vielleicht nie entschlüsselt werden können. Auch die Echtheit der Himmelsscheibe wird immer ein Geheimnis bleiben. Denn Echtheit, sagt selbst Meller, "kann man nie beweisen in der Wissenschaft."
Stand: 25.09.07