Der 18. Mai 1974 ist ein glühend heißer Tag in der Wüste von Radschastan. Aber noch viel heißer ist, was sich schon morgens um acht Uhr zehn unterirdisch ereignet. Sichtbar hebt sich nur die Erde und fällt Sekunden später wieder in sich zusammen. Dann eilen die sechs Kilometer entfernt wartenden Beobachter herbei: indische Atomwissenschaftler. Sie begutachten den Krater und schicken eine vereinbarte Botschaft nach Neu Delhi: "Der Buddha hat gelächelt."Während andere Staaten, so auch Deutschland, in jenem Jahr dem Atomwaffensperrvertrag beitreten, zündet Indien seine erste Plutonium-Bombe. Premierministerin Indira Gandhi lehnt den Vertrag ab, weil er den Großmächten die Waffen lässt und sie für andere verbietet. Indien will die Bombe, die der Nachbar China schon hat - und stachelt damit einen Dritten zur Aufrüstung an: Pakistan. Als der muslimische Erzfeind der Inder 1988 selbst eine Bombe zündet, reagiert Indien mit neuen Tests. Das Ausland ist geschockt. Indien und Pakistan haben schon zwei Kriege um die Region Kaschmir geführt, der nächste könnte zum Inferno werden.
Rüstungsexperten schätzen Indiens Atomwaffenpotenzial heute auf 100 bis 150 Bomben. Pakistan hat vermutlich weniger. Eine Studie des Pentagon geht bei einem regionalen Atomkrieg von 12 Millionen Toten aus. Im Frühjahr 2002 mobilisieren die Rivalen ihre Truppen. Scharmützel an der Grenze im Himalaja drohen in einen Krieg überzugehen. Aber im letzten Moment siegt die Diplomatie.
Stand: 18.05.04