Als Zeichner hat René Goscinny kein Glück. 1945 ist der 19-Jährige nach New York gekommen, um Comicfiguren für Walt Disney zu zeichnen. In dessen Studios blitzt er jedoch ab. Auch andere Verleger sind von seinen Mappen nicht begeistert. Schließlich darf er zumindest Postkarten kolorieren und Bilderbücher illustrieren. Aber dann lernt er den Belgier Morris kennen, den Erfinder des einsamen Comiccowboys Lucky Luke, für dessen Abenteuer Goscinny die Szenarien und Texte schreiben darf. Es ist der Beginn einer bespiellosen Karriere als weltbester Sprechblasenautor, deren Höhepunkt die Alben von "Asterix und Obelix" sind.
Goscinny wird 1926 als Sohn jüdischer Eltern in Paris geboren und wächst in Buenos Aires auf. Nach dem Abitur wird er Hilfsbuchhalter und Zeichner in einer Werbeagentur, bevor er in die USA übersiedelt, um aus seinem grafischen Talent künstlerisches Kapital zu schlagen. Dort trifft Goscinny auf den späteren Gründer des Ulk-Magazins "MAD" - und beginnt erstmals, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. 1950 kehrt er nach Europa zurück und wird mit Albert Uderzo bekannt. Gemeinsam mit dem kongenialen Zeichner erfindet er als Drehbuchschreiber Comicserien rund um den kauzigen Indianerhäuptling Umpah-Pah ("Mein Totem: der Puma!"), den bösartigen Großwesir Isnogud ("Ich will Kalif werden anstelle des Kalifen!") und das unbesiegbare Gallierpaar Asterix und Obelix, das 1959 erstmals gegen die Römer kämpft. Darüber hinaus publiziert er Geschichten über die liebenswerten Streiche des kleinen Schülers Nick, die, von Sempé illustriert, fast so berühmt wie die Abenteuer der Gallier werden.
"Man kann auf Goscinny verzichten, aber nicht auf den Bäcker", merkt Goscinny einmal bescheiden an. Seine Kollegen sehen das anders. "Ich genieße das große Privileg, dass ich der erste war, für den Goscinny Szenarien geschrieben hat", wird Morris später sagen. "Und ich habe es nicht bereut." Als der Texter am 5. November 1977 völlig unerwartet während eines ärztlichen Belastungstests an einem Herzinfarkt stirbt, hinterlässt er in der Comic-Welt eine große Lücke. Niemand bekommt dies schmerzlicher zu spüren als Uderzo. Denn seit dem Tod von René Goscinny ist Asterix nicht mehr das, was er früher einmal war.
Stand: 05.11.07