Seit Jahrhunderten müssen Ehefrauen die Hemden ihrer Gatten nach dem Waschen stärken und dann mit glühenden Eisen bügeln. Doch was kann man tun, damit ein frisch gebügeltes Hemd nach kurzem Tragen nicht schon wieder aussieht, als hätte man darin geschlafen? Die Frauen können da nicht helfen. Ihre ratlosen Gesichter sind fast so zerknittert wie die Hemden.Schließlich macht sich ein Mann auf die Suche nach dem bügelfreien Stoff. In Manchester, dem Mekka der englischen Textilindustrie, fahnden A.S. Willows und sein Team im Auftrag des Textilgiganten Tootal Broadhurst Lee 14 Jahre lang nach der Zauberformel. 1932 finden sie sie. Die Lösung heißt Formaldehyd: eine chemische Verbindung, mit deren Hilfe Willows die Querstreben in der Baumwollfaser zu einer Leiterstruktur verstärkt, die sich immer wieder selbst glättet.
Bevor Tootal Broadhurst Lee Profit aus der Erfindung schlagen kann, macht der Zweite Weltkrieg dem Unternehmen einen Strich durch die Rechnung. Soldaten und Kriegswitwen haben andere Sorgen als knitterfreie Wäsche. Nach dem Krieg verdirbt dann das Kunstfaser-Nyltesthemd aus den USA, das man nach dem Waschen einfach tropfnass aufhängt, den Briten das Geschäft. Erst als den Kunden klar wird, wie stark man in der amerikanischen Synthetikfaser ins Schwitzen kommt, zieht Tootal die knitterfreie Baumwollkleidung wieder aus der Mottenkiste. In den achtziger Jahren erlebt sie ihre Wiedergeburt - obwohl Formaldehyd als krebserregend gilt.
Stand: 09.08.07