Stichtag

18. März 1937: Radrennfahrer Rudi Altig geboren

Sein erstes Rennen fährt er auf einem geliehenen Rad und im Fußball-Trikot von Phönix Ludwigshafen. Eigentlich hatte der kleine Rudi ja davon geträumt, ein großer Fußballspieler zu werden. Doch angeregt durch seinen zwei Jahre älteren Bruder Willi versucht der am 18. März 1937 in Mannheim geborene Rudi Altig sein Glück im Fahrradsattel statt mit dem Ball. Der Start im relativ kostspieligen Radsport fällt beiden nicht leicht. Die Altig-Brüder wachsen in einer durch Kriegs- und Nachkriegszeit zerrütteten Familie auf, die Mutter kommt früh bei einem Verkehrsunfall ums Leben. Sich durchbeißen zu müssen wird so zu einem bestimmenden Charakterzug von Rudi Altig - und zum Schlüssel des Erfolgs. Sein erstes Rennen 1952 beendet der Fünfzehnjährige gleich als Sieger. 

Obwohl Rudi bereits 1953 den deutschen Junioren-Meistertitel auf der Straße erkämpft, machen die Altig-Brüder in den kommenden Jahren vor allem als Bahnfahrer von sich reden; Willi, der Taktiker und Rudi, der Draufgänger. Als Weltmeister in der Einzelverfolgung krönt Altig 1959 seine Amateurlaufbahn. Mit dem Wechsel ins Profilager beginnt eine Karriere, die trotz der Erfolge von Jan Ullrich oder Erik Zabel bis heute unerreicht ist: Zu insgesamt drei Verfolgungs-Weltmeisterschaften und der Straßen-WM 1966 kommen Siege in der Spanien- und der Flandern-Rundfahrt, bei Mailand - San Remo, vier Tour-de-France-Teilnahmen mit acht Etappensiegen und 19 Tagen im Gelben Trikot, sowie der Gewinn des Grünen Trikots 1962. "Sportler des Jahres" 1966, 23 Sechstage-Erfolge und vier Etappensiege beim Giro d'Italia runden die Statistik ab. In seiner Heimat sorgt Altig, die "deutsche Kampfmaschine", für einen Radsport-Boom ohnegleichen; in Frankreich kennt man ihn noch heute wegen seines draufgängerischen Fahrstils als "Sacré Rudi " (wörtlich "heiliger", ugs. "unglaublicher").

Der rasende Rudi ist allerdings alles andere als ein Kletterspezialist. Wegen seiner Probleme am Berg gerät Altig, der ihm Fahrerlager auch schon mal "die rollende Apotheke" genannt wird, unter Doping-Verdacht und wird 1969 sogar von der Tour de France ausgeschlossen. 1971 beendet Rudi Altig seine Laufbahn. In den folgenden Jahren engagiert er sich als Bundestrainer der Amateure und technischer Direktor eines Profiteams - beides ohne Erfolg. Seine Beliebtheit als deutsches Sportidol und Tour-Kommentator der ARD beeinträchtigt das aber keineswegs. Den wichtigsten Sieg seines Lebens erringt "Rudi national", der heute, vital wie eh und je, in Sinzig am Rhein lebt, vor 13 Jahren. Nach einem Arztbesuch lautet die Diagnose: Magenkrebs. Nur drei Monate nach einer schweren Operation taucht Altig schon wieder bei der Tour de France  auf. Auf nachfühlende Fragen zu seiner Gesundheit antwortet er kurz und bündig: "Ich lebe. Ende."

Stand: 18.03.07