Landminen gehören zu den heimtückischsten Waffen: Sprengminen zerfetzen Glieder. Splitterminen jagen kleinste Partikel ins Gewebe, die auch durch Operationen nicht entfernt werden können. Hüpfende Minen befördern mit kleineren Sprengladungen den eigentlichen Sprengsatz bis in Bauch- oder Körperhöhe, damit die Explosion die empfindlichsten Körperteile trifft. Pro Jahr werden auf diese und ähnliche Weise weltweit rund 20.000 Menschen verstümmelt oder getötet. Rund 100 Millionen Landminen sind in mehr als 84 Staaten im Boden vergraben - unter anderem in Afghanistan, Kambodscha, Bosnien, Kroatien, Angola und Mosambik.
Anfang der 90er Jahre wird die amerikanische Lehrerin und Entwicklungshelferin Jody Williams durch ihre Arbeit für Vietnamveteranen mit dem Minenproblem konfrontiert. Zusammen mit der deutschen Hilfsorganisation "Medico International" gründet sie eine Kampagne gegen Landminen. Gestartet wird die "International Campaign to Ban Landmines" (ICBL) im Oktober 1992 - zusammen mit anderen Organisationen wie "Human Rights Watch" und "Handicap International ". Das Ziel ist das weltweite Verbot von Landminen. Darüber hinaus sorgt die ICBL dafür, dass Minenopfer Prothesen bekommen und Minen geräumt werden. Studien werden erstellt und machen das weltweite Geschäft mit den Waffen sichtbar. Ein Euro kostet die Herstellung einer Mine; 1.000 Euro kostet es, sie zu finden und zu entschärfen.
Rasch erzielt die Kampagne Teilerfolge: Am 10. Oktober 1997 wird ihr der Friedensnobelpreis zuerkannt. Zur Hälfte geht er an die Organisation, zur anderen Hälfte an Jody Williams. Im Dezember 1997 unterzeichnen Vertreter von mehr als 120 Staaten den so genannten Ottawa-Vertrag. Dieses freiwillige Anti-Minen-Abkommen verpflichtet die teilnehmenden Staaten, keine Landminen mehr einzusetzen. Zudem müssen sie auf Herstellung und Handel verzichten. "Es ist das erste Waffenverbot, was unter öffentlichem Druck und öffentlicher Beteiligung entstanden ist", sagt Thomas Gebauer von "Medico International", der die ICBL mitbegründet hat. Mittlerweile haben 155 Staaten den Vertrag unterschrieben. Es fehlen jedoch unter anderem die USA, Russland und China. Doch auch das Ottawa-Abkommen hat Lücken. Es beschränkt sich auf Minen, die gegen Personen gerichtet sind. Splitterbomben und Fahrzeugminen sind nicht verboten, aber genauso gefährlich.
Stand: 10.10.07