Eine große Kiste Gummibären

Stichtag

14. März 1922: Geburtsstunde des Gummibären

1922 steht Hans Riegel in seinem kleinen Schuppen in einem Vorort von Bonn. Vor zwei Jahren hat sich der 29-jährige Bonbonmacher mit einem kleinen Familienunternehmen für "pharmazeutische Artikel" wie Veilchenpastillen, Salmiaktabletten und Lakritz selbstständig gemacht, einen Sack Zucker und einen Kupferkessel im Gepäck.

Jetzt produziert er Süßwaren am gemauerten Herd. Aber die alte Palette an Produkten reicht Riegel nicht mehr aus. Heute will er etwas Neues, Süßes kreieren.

Tanzbär zum Essen

Wie die Süßigkeit schmecken soll, weiß Riegel noch nicht. Aber er hat konkrete Vorstellungen darüber, in welche Form er sie gießen will. Ein Bär soll es werden - angeregt von jenen bedauernswerten Geschöpfen auf Jahrmärkten, die mit einem Ring durch die Nase zum Vergnügen von Jahrmarktsbesuchern tanzen müssen. "Jetzt stell' ich einen Tanzbären zum Essen für die Kinder her", soll er gesagt haben. Das Ergebnis ist vier Zentimeter groß und mit Fellansatz versehen, etwas hager, eckig und beißfest. Fortan kocht Riegel morgens seine Tanzbären. Seine Frau packt daraus kleine Pakete, die der Bonbonmacher am Nachmittag in den Geschäften der Umgebung verkauft. Zwei Stück der Leckerei kosten einen Pfennig.

Anfangs ist Riegels Tanzbär alles andere als ein Verkaufshit. Die "pharmazeutischen Artikel" verkaufen sich besser und werden im zweiten Weltkrieg als Hunger- und Durststiller an die Front geschickt. Nach der Kapitulation Deutschlands übernehmen Riegels Söhne das Geschäft. Hans Riegel Junior überarbeitet das Rezept des Vaters, verfeinert den Geschmack, schrumpft den Bären und macht ihn weicher. Danach brummt das Geschäft von Hans Riegel Bonn, kurz: Haribo, auch dank eines genialen Reklamespruchs und prominenter Werbeträger. Heute werden bei Haribo jeden Tag rund 100 Millionen Goldbären hergestellt.

Stand: 14.03.07