Im Jahr 1788 kämpft sich ein spanisches Kriegsschiff bei schwerem Sturm über den Atlantik. Der Kapitän notiert im Logbuch: "Eine See, die so hoch war, dass alle sagten, sie hätten nie dergleichen im Juli angetroffen." Präziser kann der erfahrene Seemann das Walten der Natur nicht beschreiben, denn eine Maßeinheit für die Windstärke gibt es noch nicht. Luftdruck und Barometer sind längst bekannt, ebenso wie der Zusammenhang von Luftdruck und Windbewegungen. Doch die Geschwindigkeit, mit der die Lüfte in die Segel blasen, hat noch keiner messen können. Auf einem Schiff der Ostindien-Kompanie fährt zur selben Zeit ein 13-jähriger, wissbegieriger Schiffsjunge namens Francis von England nach Sumatra.
Jahrzehnte später ist Francis Beaufort weltberühmt, denn der 1774 geborene Sohn eines irischen Landpfarrers wird das Problem mit den Winden lösen. Vom ersten Tag auf See an führt Beaufort akribisch genau ein meteorologisches Tagebuch. Er misst, peilt und kartiert, wo immer es ihn hin verschlägt und kann bereits als 15-Jähriger Messfehler in den Seekarten berichtigen. Mit knapp 30 erhält Kapitän Francis Beaufort sein erstes eigenes Kommando, allerdings auf einem drittklassigen Schiff, mit dessen Führung er bei weitem unterfordert ist. Umso mehr kann er sich der scheinbar unlösbaren Frage widmen, wie der flüchtige Wind gemessen, normiert und eingeteilt werden kann.
1828 bringen ihm seine Forschungen die Ernennung zum Hydrographen der britischen Admiralität ein. Schließlich findet Beaufort das Ei des Kolumbus, indem er das Schiff selbst und die Wellen als Messgerät entdeckt. Er entwickelt eine zwölfteilige Windstärke-Skala, die sich daran orientiert, wieviel Segelfläche ein Schiff setzen kann. Zugleich beschreibt er, wie sich die Wellen bei den verschiedenen Stärken verhalten. Null bedeutet demnach: Windstille, volle Takelage, spiegelglatte See; zwölf steht für: Orkan, alle Segel eingezogen, See vollkommen weiß. 1835 erkennt die Internationale Meteorologische Konferenz in Brüssel die Beaufort-Skala als allgemein gültig an. Queen Victoria adelt ihren findigen Seelord zum Sir und erhebt ihn zum Konteradmiral, einem der höchsten Dienstgrade der Royal Navy. Nach seinem Tod am 17. Dezember 1857 erfährt Sir Francis Beaufort noch eine besondere Ehre. In Würdigung seiner Meriten als Kartograph wird ein Teil des Nordpolarmeeres Beaufort-See getauft.
Stand: 17.12.07