Stichtag

10. April 2007 - Vor 5 Jahren: Manfred Köhnlechner stirbt in Grünwald

Seine Karriere als Heilpraktiker beginnt im Februar 1974 in Dietmar Schönherrs Fernseh-Talk-Show: Dort demonstriert Manfred Köhnlechner seine Akupunktur-Methode an der Kölner Schauspielerin und Sängerin Trude Herr. Daraufhin setzt ein solcher Ansturm auf seine Praxis in Grünwald bei München ein, dass Köhnlechner sie bald zwei Ärzten anvertraut und sich selbst seinen Publikationen widmet. Insgesamt erscheinen rund 30 Bücher unter seinem Namen. Seine Gesundheits- und Diättipps verbreitet er in Frauenzeitschriften und der Bild-Zeitung. 1985 gründet er die "Manfred-Köhnlechner-Stiftung zur Förderung biologisch-naturheilkundlicher Verfahren". Die Stiftung strebt ein Nebeneinander von Schulmedizin und Naturheilverfahren an. Schulmediziner werfen Köhnlechner allerdings immer wieder unseriöse Behandlungsmethoden vor. Er propagiert beispielsweise den Einsatz von Murmeltierfett, Schlangengift und Wasser. Köhnlechner wird als "Münchhausen der Medizin" kritisiert.

Doch bevor der am 1. Dezember 1925 geborene Beamtensohn aus Krefeld zum medizinischen Medienstar wird, arbeitet er 13 Jahre lang beim Bertelsmann-Konzern - als einer der bestbezahlten Manager der Bundesrepublik. Er wird 1955 als Syndikus in Gütersloh eingestellt und organisiert die gesamte Bertelsmann-Gruppe nach den vorteilhaftesten Steuergesichtspunkten um. Zwei Jahre später wird er Generalbevollmächtigter und leitet die Hauptverwaltung, in der die Fäden des Konzerns zusammen laufen. 1970 kündigt er überraschend seinen noch 15 Jahre laufenden Vertrag - nach eigener Aussage  ist er "abgenutzt, amtsmüde, gelangweilt". Auslöser für diese Entscheidung ist offenbar ein Sturz vom Pferd, der Köhnlechner starke Rückenschmerzen bereitet. Er konsultiert vergeblich mehrere Schulmediziner. Ein Heilpraktiker befreit ihn schließlich ohne Operation von seinen Schmerzen. "Das war für mich wie ein Fingerzeig Gottes", sagt Köhnlechner später.

Im Selbststudium paukt Köhnlechner zwei Jahre lang für die Zulassungsprüfung zum Heilpraktiker und nimmt Privatunterricht bei chinesischen Ärzten: Akupunktur, Neuraltherapie, Homöopathie, Ozon-Sauerstoff-Therapie. 1972 eröffnet er schließlich seine Naturheilpraxis. Auch in seinem neuen Beruf hat er trotz schulmedizinischer Kritik schnell Erfolg: "Solange die Akupunktur Scharlatanerie war, war ich natürlich auch ein Scharlatan", erinnert sich Köhnlechner später. Mittlerweile sei diese Heilmethode international anerkannt. "Wer heute gegen Akupunktur ist, der ist selbst ein Außenseiter." Als sich Köhnlechner aber immer mehr von seiner eigenen Zunft distanziert und fordert, dass auch Naturmedizin in die Hände akademisch ausgebildeter Ärzte gehört, sehen ihn auch die Heilpraktiker zunehmend kritisch. In den letzten Lebensjahren widmet sich Köhnlechner verstärkt dem Thema Krebs. Für ihn ist "der Verzicht in der Krebsnachsorge auf biologische Medizin eine schwerer Kunstfehler". Köhnlechner stirbt am 10. April 2002 im Alter von 76 Jahren an Krebs in Grünwald.

Stand: 10.04.07