Handys, die selbst auf Beerdigungen klingeln; Ellenbogen auf dem Tisch; Radfahrer, die ohne Licht auf der falschen Straßenseite fahren - das sind für Sybil Gräfin Schönfeldt einige der größten Benimm-Sünden. Sie gilt als der "weibliche Knigge" aus Hamburg. Doch sie ist nicht nur Etikette-Expertin, sondern vor allem Übersetzerin, Schriftstellerin und Journalistin. Geboren wird sie am 13. Februar 1927 in Bochum. Ihr Vater ist ein österreichischer Reichsgraf, ihre Mutter ist die Tochter eines Plantagenbesitzers. Sie stirbt bei der Geburt von Sybil. "Ich bin als sechs Wochen altes Baby von einer Großtante in eine karierte Reisedecke eingewickelt und mit nach Nassau an der Lahn genommen worden", erzählt die Gräfin später. Die Schulzeit verbringt sie in Göttingen bei ihrer Großmutter mütterlicherseits. Noch in den letzten Kriegsmonaten wird sie zum Reichsarbeitsdienst eingezogen. 1946 macht Sybil Abitur, studiert anschließend Germanistik und Kunstgeschichte in Wien, Heidelberg und Hamburg.
Neben dem Studium arbeitet die junge Gräfin: "Ich habe stundenweise Hemden gebügelt, ich habe Hunde ausgeführt, ich habe Hamburger Stadtpläne handkoloriert." Einer ihrer Jobs bringt sie zu ihrem Beruf als Journalistin: Für die neugegründete Frauenzeitschrift "Constanze" führt sie Interviews. Später schreibt sie unter anderem für "Die Zeit", den "Stern", die "Süddeutsche Zeitung", das "Hamburger Abendblatt", die "Petra" und "Essen und Trinken". In den 70er Jahren gründet sie gemeinsam mit Jochen Steinmayr das "Zeit-Magazin".
Ihre Benimm-Fibel "Einmaleins des guten Tons" wird 1987 zum Bestseller und macht die Gräfin zur deutschen Benimm-Prinzessin: "Das Benehmen ist eine Möglichkeit, besonders mit Leuten, die einem gleichgültig oder unangenehm sind, gesittet umzugehen. Das Benehmen ist eine Möglichkeit, den eigenen Egoismus zu zügeln." 2001 erscheint ihr Buch "Feinschliff - ein Knigge für Kinder". Außerdem übersetzt sie rund 120 Bücher von Autoren wie Edith Nesbit, Pearl S. Buck, Charles Dickens und Lewis Carroll. In ihren eigenen Büchern geht es meist um Kinder, Kochen und ums Alter. Sie wird unter anderem mit dem "Deutschen Erzählerpreis" und dem "Deutschen Jugendbuchpreis" ausgezeichnet. Sybil Gräfin Schönfeldt ist seit 1957 mit dem Hamburger Kaufmann Heinrich Schlepegrell verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.
Stand: 13.02.07