Einmal pro Woche müssen die Vereinigten Staaten für eine Stunde ohne Präsident Lyndon B. Johnson auskommen. Selbst Fernsehansprachen werden verschoben, damit der mächtigste Mann der westlichen Welt keine Folge der Western-Serie "Bonanza" verpasst. Ben Cartwright, gespielt von Lorne Greene, weißhaariger Patriarch der Ponderosa Ranch, ist ein Held so ganz nach dem Geschmack des Texaners Johnson: ebenso streng wie gerecht und seinen drei Söhnen stets ein makelloses Vorbild im ständigen Kampf um Ordnung und Moral. Wie der US-Präsident warten in den 60er und 70er Jahren Menschen in 100 Ländern darauf, dass die Cartwrights wieder durch die brennende Landkarte neuen Abenteuern entgegenreiten.
"Bonanza" steht im Englischen für einen unerwarteten Gewinn, der einem plötzlich vor die Füße fällt. Genau das bedeutet die 1959 gestartete Western-Serie für den Kanadier Lorne Greene. 1915 als Sohn eines Sattelmachers in Ottawa geboren, absolviert Greene zunächst in New York eine Schauspielausbildung. 1939 kehrt er nach Kanada zurück, wird Nachrichtensprecher bei der Canadian Broadcasting Corporation. Seine kräftige Bariton-Stimme, die später im Deutschen kongenial von Friedrich Schütter synchronisiert wird, bringt Greene bald den Ruf als "Stimme Kanadas" ein. Ab 1953 tritt er auch im US-Fernsehen und am Broadway auf. Reich und berühmt wird Greene, trotz vieler guter Kritiken, aber erst mit "Bonanza".
Wie als "Pa" von Adam, Hoss und Little Joe hat Lorne Greene auch im wirklichen Leben drei Kinder. Fast vierzig Jahre lang führt er mit seiner zweiten Frau Nancy ein skandalfreies Leben jenseits der Glamour-Welt. Als die Bonanza-Serie 1973 nach 440 Folgen ausläuft, verblasst sein Ruhm allmählich. Interessante Rollen werden ihm kaum noch angeboten; zu stark ist die Identifikation mit der Vaterfigur des Ben Cartwright. Nur mit der Science-Fiction-Serie "Kampfstern Galactica" gelingt ihm noch einmal ein eindrucksvoller Auftritt als Commander Adama - natürlich wieder eine Vaterrolle. 1987 plant Lorne Greene mit "Bonanza - die nächste Generation" sein großes Comeback. Doch das ist ihm nicht mehr vergönnt. Einen Monat vor Beginn der Dreharbeiten, am 11. September 1987, stirbt Lorne Greene in Santa Monica, Kalifornien, an den Folgen einer Lungenentzündung.
Stand: 11.09.07