Stichtag

27. Dezember 2007 - Vor 75 Jahren: Radio City Music Hall in New York eröffnet

Eigentlich hat Öl-Milliardär John D. Rockefeller seiner Stadt New York zu einem neuen Opernhaus verhelfen wollen. Doch nach dem Börsencrash von 1929 ist Hochkultur nicht mehr finanzierbar. So lässt der reichste Mann der Welt als Herzstück seines neuen Wolkenkratzer-Viertels, dem Rockefeller Center, den größten Show-Palast der Welt errichten. Während die Menschen unter den Folgen der Weltwirtschaftskrise leiden, schießt mitten in New York City ein Komplex von 19 Hochhäusern in den Himmel, alle im ultramodernen exklusiven Art-Deco-Stil. Das Gebäude der Veranstaltungshalle wird als erstes fertig gestellt. Weil dort auch die Sender-Zentrale der National Broadcasting Corporation (NBC) ihren Sitz erhält, wird der gigantische Showtempel auf den Namen Radio City Music Hall getauft.

Zehntausende frierende Menschen stehen am 27. Dezember 1932 Schlange vor dem noch unfertigen Rockefeller-Center. Die Eröffnung der Radio City Music Hall ist landesweit das Top-Ereignis im trüben Depressionsalltag der USA. Nur 6.200 Glücklichen gelingt es, ein Ticket zu ergattern, über die riesige Foyer-Freitreppe in den Saal zu stürmen und sich in die weichen Polstersessel fallen zu lassen. Der Blick nach vorn ist atemberaubend. Das ganze Proszenium leuchtet so glutrot wie ein Sonnenaufgang und goldene Bögen überspannen die mit 20 Metern Tiefe und 44 Metern Breite größte Bühne der Welt. Das gesamte Orchester - natürlich auch das größte der Welt - kann musizierend seinen Graben verlassen und hydraulisch auf die Bühne gehoben werden. Hinter dem drei Tonnen schweren Vorhang aus Goldbrokat verbirgt sich zudem eine Riesenleinwand, denn die Music Hall ist auch noch der Welt größtes Kino.

In kürzester Zeit entwickelt sich die Radio City Music Hall zum "Wohnzimmer der Nation". Millionen Menschen lauschen dem Hörfunk, wenn "Live aus Radio City"  Revue-Konzerte, Comedy-Shows oder Sinfonien übertragen werden. King Kong erobert von dort aus die Welt, Frank Sinatra singt dort "New York, New York". Von Ella Fitzgerald bis Liza Minelli erleben die größten Stars des Showbusiness Sternstunden ihrer Karriere auf der Bühne der Radio City Music Hall. Anfang der 70er Jahre jedoch ist der Glanz der alten Tage verblichen. 1978 soll die traditionsreiche Halle sogar abgerissen werden. Nach heftigen Protesten unter Denkmalschutz gestellt, wird der Nabel des Showbizz für 70 Millionen Dollar auf modernste Weise in den prächtigen Urzustand von 1932 zurück versetzt - inklusive der berühmten Rockettes. Vom ersten Tag an dabei, bilden die 36 beineschwingenden Damen der legendären Tanztruppe bis heute das bekannteste Aushängeschild der Radio City Music Hall.

Stand: 27.12.07