Stichtag

08. November 2007 - Vor 1.610 Jahren: Bischof Martin stirbt in Tours

Als der römische Militärtribun im ungarischen Sabaria um das Jahr 316 einen Sohn bekommt, nennt er ihn nach dem Kriegsgott: Martinus, der "kleine Mars". Einige Zeit später wird der Offizier nach Pavia versetzt. Hier kommt der kleine Martin mit Christen in Berührung, deren Religion Kaiser Konstantin erst wenige Jahre zuvor legalisiert hat. Dennoch schlägt Martin zunächst wie sein Vater eine militärische Karriere ein: Mit 15 tritt er in die Legion ein und wird bald Offizier der Oratorianer, der kaiserlichen Leibgarde - bekannt für ihre eleganten weißen Mäntel.

Durch dieses historische Detail weiß man, dass die bis heute bei jedem Martinszug gespielte Mantelteilung eigentlich kein rotes Kleidungsstück zeigen dürfte. Die Geschichte spielt im nordgallischen Amiens, wo Martin seit 334 stationiert ist. Eines Nachts auf dem Rückweg ins Quartier begegnet er einem frierenden Bettler am Wegrand und zerschneidet für ihn kurzerhand seinen Uniform-Mantel. Kurz darauf lässt sich Martin taufen und quittiert ausgerechnet in Worms auf einem Kriegszug gegen die Germanen den Dienst. Kaiser Julian, ein überzeugter Anhänger der alten römischen Religion, lässt Martin inhaftieren. Er kommt aber wieder frei - angeblich weil die Germanen wie durch ein Wunder kampflos abziehen.

Martin wird Schüler des Bischofs Hilarius von Poitiers, später Priester. Er führt ein asketisches Leben, wird als Missionar, Wohltäter und Ratgeber im Volk bekannt. Zahlreiche Wunder schreibt man dem verehrten Mann zu. Sogar drei Tote soll er erweckt haben. Im Jahr 372 machen ihn die Gläubigen von Tours zu ihrem Bischof - gegen den anfänglichen Widerstand Martins selbst und gegen das Misstrauen mancher Bischöfe. Denn Martin steht gegen das entstehende Kirchenfürstentum, lebt arm und volksnah. Er stirbt am 8. November 397. Seine Beerdigung am 11. November wird zu einem öffentlichen Ereignis und bleibt danach der Tag des Martinsfestes. Martin ist der erste christliche Heilige, der nicht als Märtyrer zu Tode kommt.Der legendäre Mantel wird später von den Frankenkönigen als Nationalheiligtum verwahrt und in jeder Schlacht mitgeführt, bis er unter nicht bekannten Umständen verschwindet. Trotzdem kennt ihn bis heute (zumindest in "Martins-Regionen") jedes Kind. Nur hat ihn das Brauchtum rot gefärbt.

Stand: 08.11.07