Eigentlich will James Krüss "so 'ne Art Hölderlin" werden. Nach dem Krieg erhält er in München hierzu eine Chance. Jeden Samstag darf er in der "Süddeutschen Zeitung" ein Gedicht abdrucken. Die Auftragsarbeit macht den jungen Schriftsteller mit einem Schlag bekannt. "Das lief so schnell, dass Erich Kästner, mit dem ich befreundet war, sich an den Kopf fasste und sagte: So schnell ist das bei mir nicht gelaufen", wird er sich später erinnern. Allerdings wird Krüss dann doch kein zweiter Hölderlin, sondern einer der bekanntesten Kinderbuchautoren seiner Generation.
Krüss wird 1926 als Sohn eines Elektrikers auf Helgoland geboren. Die raue Insel mit ihren wortkargen Menschen prägt ihn stark. Nach der Evakuierung Helgolands 1941 geht Krüss nach Arnstadt in Thüringen, nach dem Krieg lässt er sich in Cuxhaven nieder. 1948 gründet er für die im Exil lebende Bevölkerung seiner inzwischen in Trümmern liegenden Heimatinsel die Zeitschrift "Helgoland". 1956 veröffentlicht er mit "Der Leuchtturm auf den Hummerklippen" sein Erzähldebüt für Kinder und Jugendliche. Das Buch wird so erfolgreich, dass er ihm noch in den achtziger Jahren die Fortsetzungen "Freunde von den Hummerklippen (1983), "Weihnachten auf den Hummerklippen" (1984) und "Abschied von den Hummerklippen" (1985) folgen lässt. Aus seinem Kinderbuch "Mein Großvater und ich" darf Krüss 1960 in der Tagesschau lesen. Spätestens danach kennt ihn in Deutschland nicht nur jedes Kind.
Dem Fernsehpublikum wird Krüss mit der Verfilmung seines Kinderbuchs "Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen" (1962) bekannt. Die kapitalismuskritische Geschichte vom zwölfjährigen Waisenjungen, der einem diabolischen Baron sein Lächeln - und damit seine Seele - überlässt, läuft 1979 als 13-teilige Vorweihnachtsserie mit Thomas Ohrner und Horst Frank in den Hauptrollen. James Krüss stirbt am 2. August 1997 in seiner Wahlheimat Gran Canaria, wohin er 32 Jahre zuvor übergesiedelt war. Seine mehrfach ausgezeichneten Gedichte, Erzählungen und Romane werden in 30 Sprachen übersetzt.
Stand: 02.08.07