Stichtag

15. Juni 2007 - Vor 340 Jahren: Erste Bluttransfusion beim Menschen

Rom, 1492. Im Vatikan liegt Papst Innozenz VIII. im Sterben. Da entschließt sich sein Leibarzt zu einem gewagten Experiment. Das Blut von drei zehnjährigen Knaben soll die Lebensgeister des Papstes wieder wecken - getreu dem biblischen Motto im Buch Mose, dass "des Leibes Leben im Blute" sei. Innozenz VIII. trinkt das Blut der Jungen. Er stirbt trotzdem.

Die Zeit ist noch nicht reif, um Blut per Transfusion zwischen zwei Lebewesen auszutauschen. Dies soll erst über 150 Jahre später dem britischen Mediziner Richard Lower gelingen. Kurz zuvor war als wichtige Voraussetzung der Blutkreislauf entdeckt worden. "Ich wählte einen Hund mittlerer Größe und entnahm Blut aus einer freigelegten Drosselvene", beschreibt Lower den Versuch. Als das Tier halbtot darniederliegt, verbindet der Wissenschaftler eine Vene über ein Röhrchen mit der Halsarterie eines Jagdhunds. Wie durch ein Wunder erwacht der Patient zu neuem Leben: "Der Hund wälzte sich im Gras und zeigte kein Zeichen von Beeinträchtigung", schreibt Lower. Der Jagdhund allerdings verendet. Kein Wunder: Nach Ansicht der Zeitgenossen hat er auch die Lebenskraft des Blutes dem Artgenossen gespendet.

Bis zur ersten dokumentierten Transformation beim Menschen dauert es nur noch ein gutes Jahr. Am 15. Juni 1667 entnimmt Jean Baptiste Denis, einer der Ärzte Ludwigs XIV., einem Lamm rund einen Viertel Liter Blut, um es einem 16-jährigen zu spritzen, der an "rasendem Fieber" erkrankt ist. Der Junge überlebt. Er hat großes Glück: Der Zusammenhang von Transfusion und Blutgruppe ist noch nicht entdeckt. Spätere Versuche von Denis sind weniger erfolgreich. Als mehrere Patienten sterben, wird französischen Medizinern per Gerichtsbeschluss untersagt, Blut ohne Genehmigung der Universität zu Paris fließen zu lassen. Zur ersten Bluttransfusion von Mensch zu Mensch kommt es erst 1818.

Stand: 15.06.07